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Tagung: Selbsttötung soll gesellschaftliches Thema werden

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Tagung: Selbsttötung soll gesellschaftliches Thema werden
In den meisten europäischen Ländern ist der Umgang mit Selbstmord ein gesellschaftliches Tabu. “In Europa haben viele noch das Verständnis, dass Suizid Schwäche ist. Die Betroffenen sind nicht stark genug, um um Hilfe zu bitten”, sagte der Europabeauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Wolfgang Rutz, beim Kongress “Suizidalität – Psychoanalyse” in Hamburg. Das sei gerade bei Männern, die oft nicht als schwach gelten wollen, ein großes Problem. “Das Thema Suizid ruft bei jedem erstmal Reflexe des Verweigerns hervor, man nimmt eine Verdrängungshaltung ein”, meinte der Experte. Deswegen werde Selbsttötung auch in Deutschland nicht als großes Problem erkannt.

In einigen Ländern in Skandinavien und Westeuropa wie zum Beispiel Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Holland sei die Lage anders. Dort werde wertfreier über Suizid gesprochen und die Gesellschaft gehe weniger ideologisch mit dem Thema um. Dänemark hatte zwischen 1980 und 1996 seine vergleichweise hohe Selbstmordrate in etwa halbiert. Ausschlaggebend ist nach Meinung dänischer Experten, dass dort Selbsttötung weit weniger als Tabu behandelt werde. Anders ist dies laut Rutz in Südeuropa. “Dort spielen religiöse Vorgaben und kulturelle Traditionen eine große Rolle.”

Eine besonders hohe Selbstmordrate hat Osteuropa. “Dort findet gerade ein großer Wandel statt. Die Leute müssen ihre gewohnten Lebensstrukturen und zum Teil sogar ihre Kulturen aufgeben.” Das bringe viele zur Verzweiflung. Rutz: “Sie wissen nicht, wo sie hingehören. Dort ist die Resignation sehr groß”.

Die Gesellschaften müssten lernen, wertfrei über das Thema Selbsttötung zu sprechen, sagte der WHO-Beauftragte. Die Gesundheitsorganisation habe das Ziel, in jedem Land einen nationalen Plan zur psychischen Gesundheitsvorsorge aufzubauen. “Darin soll auch Suizid-Vorbeugung berücksichtigt werden.”

Mehr als eine Million Menschen nehmen sich nach Angaben der WHO jedes Jahr weltweit das Leben. In Deutschland starben 1999 mehr als 11 000 Menschen auf diese Weise. Das sind 50 Prozent mehr als durch Verkehrsunfälle. Mehr als 100 000 haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes versucht, sich selbst zu töten.

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dpa
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