Die Bundesregierung will die auf dem Höhepunkt der BSE-Krise ausgesetzten Gespräche mit der Industrie über den möglichen Anbau von genmanipulierten Pflanzen wieder aufnehmen. Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) wolle sich dazu im Herbst mit Vertretern der Biotech-Branche treffen, sagte Sprecherin Sigrun Neuwerth. Künast wolle darüber hinaus auch mit der Ernährungsindustrie, dem Handel und der Landwirtschaft über Chancen und Risiken der so genannten grünen Gentechnik sprechen.
Angesichts der Verunsicherung der Verbraucher durch die BSE-Krise hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Januar ein geplantes Forschungsprogramm auf Eis gelegt. Regierung und Industrie wollten sich auf ein dreijähriges Programm zum großflächigen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verständigen. Die Industrie sollte sich dabei verpflichten, solche Pflanzen bis 2003 nur im Rahmen dieses Programms anzubauen.
Ob das Forschungsprogramm umgesetzt wird, steht noch nicht fest. Künasts Gespräche knüpften nicht genau dort an, wo im Winter aufgehört wurde, sagte Neuwerth. Zunächst müssten Fakten gesammelt werden. Einen Zeitrahmen für die Verhandlungen nannte sie nicht.
Die Biotechnologie-Industrie hatte Künast vergangene Woche vorgeworfen, die Markteinführung neuer Nutzpflanzen zu blockieren. Die Branche hatte auf Signale der Bundesregierung über eine Wiederaufnahme der Gespräche zur grünen Gentechnik gehofft.
Der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Hartmut Vogtmann, forderte in der „Berliner Zeitung“ indes ein totales Verbot der grünen Gentechnik in der Landwirtschaft. Eine Aussaat genmanipulierter Pflanzen sei unverantwortlich, da die Folgen wissenschaftlich noch nicht abzuschätzen seien.
dpa