Rhythmus und Gasaustauschprozesse der Atmung unterliegen feinsten Regelmechanismen. Wissenschaftler um Jack Feldman von der University of California in Los Angeles haben jetzt in Versuchen an Laborratten die dafür zuständigen Zellen im Gehirn ausfindig gemacht. Davon berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience (Ausg. 4, Nr. 9).
Nur 600 Zellen, ein Millionstel aller Gehirnzellen einer erwachsenen Ratte, steuern offenbar Atemrhythmus und andere Prozesse, die mit Luftholen und Ausatmen einhergehen. Als die Forscher diese Neuronen lahm legten, atmeten die Ratten nur noch unregelmäßig schnell und tief. „Genauso erwähnenswert ist“, so Feldman, „dass die Rattengehirne die Mengen an Sauerstoff und Kohlendioxid im Blutkreislauf nicht mehr kontrollierten.“
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich ihre in Tierversuchen gewonnenen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen. Schließlich beruht die Atmung aller Säugetiere auf ganz ähnlichen Mechanismen. Ziel weiterer Forschung ist es deshalb, die entsprechenden Neuronen im menschlichen Gehirn zu lokalisieren.
Das neue Wissen soll bei der Entwicklung neuartiger Medikamente gegen Atemstörungen helfen. Zudem könnte es Aufschluss über die Hintergründe des plötzlichen Kindstodes oder des Schlafapnoesyndroms geben.
Andrea Hoferichter