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Wirtschaftswissenschaftler: Arbeitssucht ist ein gefährliches Massenphänomen

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Wirtschaftswissenschaftler: Arbeitssucht ist ein gefährliches Massenphänomen
Arbeitssucht hat sich nach Ansicht von Bremer Forschern in den vergangenen zehn Jahren zu einem gefährlichen Massenphänomen in Deutschland entwickelt. Oft aus Ehrgeiz und zunehmend unter dem Druck neuer Arbeitszeitmodelle stürzten sich täglich zehntausende Bundesbürger „maßlos und selbstzerstörerisch“ in ihren Beruf, sagte Wirtschaftswissenschaftler Prof. Holger Heide von der Universität Bremen in einem dpa-Gespräch. „Viele dieser Menschen leben nur noch für ihre Arbeit.“

An Heides sozialökonomischem Forschungsinstitut (SEARI) hat am Montag ein Treffen von 17 Wissenschaftlern aus vier Ländern zu dem Thema begonnen. Herzinfarkte, Depressionen, Hörsturze und Magengeschwüre sind die Folge des Raubbaus am eigenen Körper, sagte Heide. „Man ist nie mit der eigenen Leistung zufrieden und kann nicht mehr aufhören.“ Der volkswirtschaftliche Schaden durch vorzeitige Arbeitsunfähigkeit und häufigere Fehlentscheidungen unter Stress sei noch nicht absehbar. Selbsthilfegruppen böten Arbeitssüchtigen Hilfe.

Zu den Gründen des Anstiegs zähle, dass immer mehr Betriebe mit Kalkül die Einteilung der Arbeitsstunden ihren Beschäftigten überließen. Zugleich spornten sie ihre Mitarbeiter mit Belohnungen oder Hinweisen auf die gefährdeten Arbeitsplätze an. „Die Arbeitsleistung steigt enorm. Die Selbstausbeutung, die wir früher schon in selbstständigen Berufen wie bei Rechtsanwälten beobachten konnten, trifft nun auch Angestellte.“

Das süchtige Arbeiten habe nach Erkenntnissen von Sozialforschern und Psychologen seine Wurzeln schon in der Kindheit, sagte der Wissenschaftler. „Diesen Menschen fehlt etwas. Sie versuchen, über Anerkennung ihrer Leistung auch die Liebe der Mitmenschen zu gewinnen. Das kann aber nicht funktionieren. Ihnen bleibt dann ohne Berufserfolg nur Leere.“ Dies könne gefährliche Folgen bis ins Rentenalter haben: „Nirgends in der Welt sterben so viele Menschen in den ersten zwei Jahren nach dem Ruhestand wie in Europa.“

dpa
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