Der traditionelle Bestattungsritus der Wari weicht von den bekannten Erklärungsmodellen des Kannibalismus ab. Bisher wurde das seltene Verhalten mit dem Mangel an eiweißreicher Nahrung begründet oder mit dem Verlangen, die Kraft, den Mut oder andere Eigenschaften der Toten zu erwerben. In anderen Fällen interpretiert man es als Form von Aggression und Dominanz oder als den Versuch den Verstorbenen im Diesseits zu halten.
„Ältere Menschen, die die traditionelle Bestattungsform von früher kennen“, berichtet Conklin, „empfinden es als würdelos, den Leib eines geachteten Verstorbenen im Schmutz zu vergraben und ihn dort verrotten zu lassen.“ Das Urwaldvolk sieht im Körper den Sitz der Persönlichkeit. Sie glauben, es sei wichtig den Körper zu transformieren und damit das Andenken des Verstorbenen zu wandeln. Bei der Trauerarbeit spielt die Erinnerung eine tragende Rolle. So wird alles was an den Toten erinnert zerstört: Man verbrennt die Habseligkeiten und das Haus des Toten. Der Name wird nicht mehr ausgesprochen und die Aufenthaltsorte des Toten werden verändert. Die Maßnahmen sollen dazu dienen, die Verbindung von Toten und Lebendigen zu lösen und alles zu vernichten, was den Geist des Verstorbenen anlocken könnte.
Nach der Weltanschauung der Wari geht der Geist der Toten in die Unterwelt ein. Er kehrt später in den Körper eines Pekaris zurück. Diese wildschweinartigen Tiere stellen die wichtigste Fleischquelle des Volkes dar. Um die Versorgung ihrer Angehörigen zu sichern, suchen die „Ahnentiere“ die Jäger der eigenen Familie auf und bieten sich als Jagdtrophäe dar.