Immer mehr deutsche Unternehmen zweifeln am Nutzen von Robotern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe. Mehr als ein Drittel der rund 1.000 befragten Betriebe mit hoch automatisierten Anlagen planen demnach, den Automatisierungsgrad zu senken oder haben dies bereits getan. Der Grund: Die Anlagen sind unflexibel und für die Produktion abnehmender Seriengrößen zu unwirtschaftlich.
35 Prozent der Betriebe gaben an, mit der Automatisierung übertrieben zu haben. 38 Prozent bezeichneten ihre Materialfluss-Systeme in der Montage als Fehlinvestition. Bei zwei Drittel der unzufriedenen Unternehmen lassen sich kleiner werdende Seriengrößen nicht mehr wirtschaftlich bewältigen. Besonders problematisch ist dies für Firmen, die geringere Mengen innovativer Produkte herstellen. Hier gibt es dem ISI zufolge in der Fertigung erhebliche Probleme.
Wird die Automatisierung zurückgefahren, leidet die Qualität nicht – im Gegenteil: Unternehmen, die den Automatisierungsgrad reduzierten, kamen auf eine Ausschussquote von 4,1 Prozent gegenüber 5,1 Prozent bei hoch automatisierten Anlagen. Auch die Wertschöpfung pro Mitarbeiter profitiert nicht vom Robotereinsatz. Die vom ISI ermittelten Werte lagen für Betriebe ohne und mit hoch automatisierten Anlagen gleichermaßen bei rund 130.000 Mark. Für Kosteneinsparungen sei offensichtlich nicht die Automatisierung entscheidend, sondern richtige Organisation und Logistik, so das ISI.
Als Musterbeispiel für eine Über-Automatisierung gilt den Forschern Halle 54 von Volkswagen in Wolfsburg, wo erstmals in der Welt die gesamte Autoproduktion elektronisch gesteuert wurde. Umbau- und Stillstandsverluste und ein hoher technischer Wartungsaufwand hätten die erwarteten wirtschaftlichen Erfolge zunichte gemacht.
Almut Bruschke-Reimer