Die an Bord befindliche Kamera MICAS wird beim Vorbeiflug an Borrelly nur etwa fünf Minuten in einer Position sein, von der aus sie interessante Bilder vom Kern des Kometen aufnehmen kann ? vorausgesetzt, sie findet den Kern früh genug. Dabei werden die NASA-Wissenschaftler ihr nicht helfen können. Denn die Funksignale brauchen zwischen Erde und Sonde hin und zurück etwa eine halbe Stunde.
Um die Chancen auf Bilder vom Kometenkern zu erhöhen, hat die NASA Deep Space 1 im März mit einem neuen „Besatzungsmitglied“ ausgestattet. Sie überspielte per Funk eine Software mit dem Namen „der Kleckser“ in den Bordcomputer der Sonde. Aufgabe des Klecksers wird es sein, auf den verschwommenen Bildern, die MICAS durch den Staub und das Gas der Kometenwolke schießen wird, den Klecks ausfindig zu machen, der mit dem Kometenkern identisch ist. Die Daten, die der Kleckser liefert, werden zudem dazu dienen, die Sonde jeweils so zu drehen, dass MICAS in Richtung Kometenkern blickt.
Wenn es dem Kleckser nicht frühzeitig gelingt, den Kometenkern zu identifizieren, wird MICAS keine Chance haben, halbwegs brauchbare Bilder vom Kern zu schießen. Denn es wird jeweils 30 Sekunden dauern, bis MICAS die Bilder an den Kleckser überspielt, dieser sie dann auswertet und schließlich der Navigationssoftware mitteilt, wohin die Sonde zu drehen ist. Erst dann kann MICAS das nächste Bild aufnehmen.
Das sind aber noch nicht alle Probleme: Denn bereits im November 1999 hatte der „Sternenfährtensucher“ die Sonde im Stich gelassen und seinen Geist aufgegeben. Diese Kamera war das optische Navigationssystem von Deep Space 1. Es war den NASA-Wissenschaftlern aber gelungen, die Aufgabe des Sternenfährtensuchers an ein anderes „Besatzungsmitglied“ zu übertragen, nämlich an MICAS.
MICAS wird diese Aufgabe während des Vorbeifluges an ein dafür nur unzureichend geeignetes Gyroskop abgeben müssen. Marc Rayman von der NASA schildert die Situation von Deep Space 1 folgendermaßen: „Stellen Sie sich vor, Sie wollen von einem fahrenden Zug aus ein Objekt unbekannter Form und Größe mit einem Fernglas beobachten. Das Fenster ist total verschmutzt und draußen herrscht dicker Nebel. Das Fernglas wird von einem blinden, zittrigen Assistenten gehalten. Alle 30 Sekunden lässt er Sie kurz durchsehen. Und dann müssen Sie ihm jedes Mal beschreiben, in welche Richtung er das Fernglas das nächste Mal halten soll.“