Das Geschlechtshormon Östrogen erhöht für Frauen offenbar das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Wissenschaftler befürchten, dass Frauen sogar anfälliger für Lungenkrebs sind als Männer, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Untersuchungen am Pittsburgh Cancer Institute im US-Staat Pennsylvania und das National Cancer Institute.
Bei Mäusen, die mit Östrogen behandelt worden waren, wuchsen künstlich erzeugte Lungentumore wesentlich schneller als bei unbehandelten Tieren, so Jill Siegfried, Vize-Direktorin des Lungenkrebs-Programmes an der Universität Pittsburgh. Außerdem sei bei Frauen, die während ihres Lebens eine verminderte Östrogen-Exposition hatten auch ein reduziertes Lungenkrebs-Risiko festgestellt worden, etwa bei frühem Einsetzen der Wechseljahre. Umgekehrt haben Frauen, die in den Wechseljahren mit Östrogenen behandelt werden, ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Möglicherweise verstärkt das Hormon andere Risikofaktoren wie das Rauchen.
Eine andere Ursache für die erhöhte Anfälligkeit von Frauen für Lungenkrebs könne aber auch die verminderte Fähigkeit der Zellen sein, genetischen Schäden zu erkennen und zu korrigieren, vermutet Siegfried. Die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen haben ihre Forschungsergebnisse in der jüngsten Ausgabe von Lancet Oncology veröffentlicht.
In den USA ist Lungenkrebs mit 60.000 Toten pro Jahr die führende Todesursache bei Krebserkrankungen der Frau. Auch in Deutschland registriert das Robert-Koch-Institut (RKI) eine weiter ansteigende Zahl von Lungenkrebs-Erkrankungen bei Frauen ? derzeit sind es etwa 9.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Das RKI hat dies bisher hauptsächlich auf das veränderte Rauchverhalten zurückgeführt.
Dr. Thomas Meißner