Von den etwa 30.000 menschlichen Genen sind nicht alle zur gleichen Zeit in den unterschiedlichen Geweben aktiv. Den bislang bekannten Komponenten wie Transkriptionsfaktoren, die über ein Ablesen der Erbinformation entscheiden, konnten Wissenschaftler des Cold Spring Harbor Laboratory nun einen weiteren Mitspieler zuordnen. Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science berichten, bestimmt die Zusammensetzung der angehefteten Histone über die Genaktivität.
Eigentlich galten die Aufgaben der Histone als erforscht. So falten die Proteine einen Großteil der Erbinformation zusammen und wickeln die schnurförmige Nukleinsäure um sich. Das so aufgewickelte Erbmaterial – das so genannte Heterochromatin – kann so nicht gelesen werden und ist somit so lange stillgelegt, bis die Histone sich vorübergehend ablösen.
Doch so passiv wie gedacht, ist die Rolle der Histone nicht, wie jetzt ein Wissenschaftlerteam um Shiv Grewal herausfand. Es gibt zwei Varianten eines Histons, die festlegen, ob ein Gen aktiv ist oder nicht. So unterscheiden sich aktive und stillgelegte Bereiche der Erbinformation lediglich durch eine angehängte chemische Gruppe. Diese Gruppe ist eine so genannte Methylgruppe. Je nachdem, an welcher Stelle die Methylgruppe angeheftet ist, ist die DNA aktiv oder nicht.
Die so festgelegten Chromosomstrukturen sind vererbbar und organisieren das Genom, in aktive und stille Genregionen. Nach Meinung der Forscher spielt dieser „Histoncode“ auch bei Erbkrankheiten,wie Entwicklungsstörungen und Krebs, eine entscheidende Rolle.
Dr. Dagmar Knopf