Vernachlässigung und Missbrauch in der frühen Kindheit können für Gedächtnisverlust und schlechte kognitive Fähigkeiten im späteren Leben verantwortlich sein. Bei emotional gestressten Kindern bildet sich im Gehirn bevorzugt ein Hormon, das das Lernen und die Erinnerung beeinträchtigt. Das berichten Wissenschaftler des Irvine’s College of Medicine an der University of California in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences.
In ihren Untersuchungen spritzten die Wissenschaftler um Tallie Baram zwei Wochen alten Ratten das
Hormon CRH (corticotropin-releasing hormone). Mit der Injektion simulierten die Wissenschaftler eine Stresssitutation. Wie die Forscher dann beobachten konnten, starben dadurch ein Zehntel bis ein Fünftel der Gehirnzellen in einer Region des
Hippocampus ab. Dieser Teil des Gehirnes ist für das Lernen und das Gedächtnis wichtig.
Im Vergleich zu unbehandelten Ratten hatten die Versuchstiere später ein schlechteres räumliches Gedächtnis und größere Schwierigkeiten, Gegenstände zu erkennen. Obwohl das Hormon nur einmal gespritzt worden war, verschlimmerte sich der Zustand der Ratten, als sie älter wurden. „Was wir finden, ist nicht nur das Absterben von Zellen im Hippocampus, sondern auch eine Umorganisation: Es entstehen neue Verbindungen zwischen bestehenden Zellen, wodurch diese verwundbarer werden“, sagte Baram. „Stress früh im Leben kann sehr beharrliche Wirkungen für den Rest des Lebens haben.“
Nicole Waschke