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Gehirn zerstückelt "Filme des Lebens" in kleine, sinnvolle Stücke

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Gehirn zerstückelt "Filme des Lebens" in kleine, sinnvolle Stücke
Man könnte glauben, dass wir die Welt um uns kontinuierlich, unbearbeitet und ungeschnitten aufnehmen. Aber eine neue Studie der Washington University in St. Louis zeigt, dass unser Gehirn die „Filme“ unseres täglichen Lebens automatisch in kleinere, sinnvolle Einheiten einteilt. Der Psychologe Jeffrey M. Zacks hat zusammen mit Kollegen ein Netzwerk aus Gehirnregionen identifiziert, das bei der Wahrnehmung eines Wechsels zwischen unterschiedlichen Ereignissen aktiviert wird.

Wir haben Aktivitäten in Gebieten im Gehirn gefunden, die dem Prozess der Identifizierung von Abschnitten kontinuierlicher Ereignisse folgen. Egal, ob sich Personen darüber bewusst sind oder nicht oder sogar irgendetwas darüber wissen, sagte Zacks. Die Forscher haben ihre Studie in Nature Neuroscience veröffentlicht.

Die Wissenschaftler beobachteten lokale Gehirnaktivitäten mittels des sogenannten functional magnetic resonance imaging ( fMRI). Den Versuchsteilnehmern wurden Filme über allgemeine, alltägliche Aktivitäten gezeigt, wie etwa ein Bett zu machen, Essen zu servieren oder ein Hemd zu bügeln.

Für den ersten Gehirn-Scan wurden die Teilnehmer gebeten, die Filme passiv anzuschauen. „Um die Frage zu beantworten, ob die Einteilung in Segmente ein andauernder Prozess ist, benötigten wir Daten von Leuten, die keine Aufgabe ausführten. So ließen wir sie einfach dort sitzen und die Filme anschauen“, sagte Zacks. Diese Scans zeigten, dass das Gehirn automatisch kontinuierliche Ereignisse in kleinere Segmente unterteilt, auch ohne bewusste Steuerung durch den Probanden. Bei weiteren Gehirn-Scans wurden die gleichen Filme erneut gezeigt. Diesmal sollten die Teilnehmer auf einen Knopf drücken, wenn sie einen Wechsel der Aktivitäten identifizierten. Sie sollten den Film in die größten Einheiten einteilen, die ihnen natürlich und sinnvoll schienen, und später in die kleinsten Einheiten.

Durch diese Gehirn-Scans konnten die Wissenschaftler die Gehirnaktivität während der Wahrnehmung von Wechseln zwischen großen und kleinen Ereignissen beobachten. „Wir fanden lokale Änderungen der Gehirnaktivität, die bei allen Probanden zum gleichen Zeitpunkt stattfand, nämlich wenn sie den Wechsel von einer zur nächsten Aktivität identifizierten“, sagte Zacks. Diese Änderungen der Gehirnaktivitäten waren denen der zuvor beobachteten, als die Teilnehmer die Filme passiv ansahen, ähnlich, jedoch ausgeprägter. „Die Tatsache, dass sich die Gehirnaktivität während des passiven Ansehens der Filme änderte, zeigt, dass wir so auch normalerweise kontinuierliche Ereignisse wahrnehmen: Als eine Serie von Segmenten und weniger als einen dynamischen Handlungsfluss“, so Zacks.

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Diese Entdeckungen können laut Zacks wichtige praktische Folgen haben: Das Wissen, wie das Gehirn arbeitet und individuelle Aufgaben und Aktivitäten wahrnimmt, könnte für die Ausarbeitung von Methoden für effektives Lernen eingesetzt werden.

Nicole Waschke
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