Bei der Untersuchung der gefrorenen Erdgasspeicher am Boden des Schwarzen Meeres sind norddeutsche Forscher auf spektakuläre Gaswolken gestoßen. „In 180 Metern Tiefe haben wir heftige Austritte von Methangas aus meterhohen Karbonat-Schornsteinen beobachtet“, sagte Expeditionsleiter Walter Michaelis von der Universität Hamburg am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Mit 30 Wissenschaftlern aus vier Ländern ist er auf dem russischen Forschungsschiff „Professor Logachev“ südwestlich der Halbinsel Krim unterwegs. Die Forscher untersuchen unter anderem gefrorene Gasspeicher, so genannte Methanhydrate, die riesige Mengen Energie enthalten.
Als Aufsehen erregend stufte Michaelis eine weitere Entdeckung ein: Aus dem Umfeld der Gaswolken habe man im sauerstofffreien Wasser mehr als 10 Zentimeter dicke Matten von Mikroorganismen bergen können, die sich von dem Methangas ernähren. Auf einem Quadratmeter seien über 20 Kilogramm Biomasse gefunden worden. „Solche Mengen wurden bisher noch nie gesichtet“, betonte Michaelis. Die urzeitlichen Organismen, von denen man Spuren im Karbonatgestein finde, spielten eine wichtige Rolle im Methankreislauf des Meeres.
Die Arbeiten in dem Untersuchungsgebiet, das etwa so groß wie Niedersachsen ist, hatten erst am vergangenen Wochenende begonnen. Neben einem Greifer mit Fernsehkamera setzen die Forscher auch ein Tauchboot bis 400 Meter Tiefe ein. Noch bis Ende Juli dauern die Erkundungen von Methanhydraten im Schwarzen Meer. Es ist das erste deutsche Forschungsprojekt in ukrainischen Gewässern seit sechs Jahren.
Bei den Methanhydraten handelt es sich um feste, eisartige Verbindungen von Wasser und Gas. Sie bilden sich unter hohem Druck und bei niedrigen Temperaturen, vor allem in der Tiefsee und in den Permafrostböden. Die gefrorenen Erdgasspeicher enthalten nach Schätzungen der Forscher weltweit mehr Energie als alle Lagerstätten von Erdöl, Erdgas und Kohle zusammen.
dpa