Detailreiche Bilder aus dem Innersten eines lebenden Tumors sind US-Forschern mithilfe eines starken 3D-Mikroskops gelungen. Sie konnten dabei einzelne Zellen auf ihrer Wanderung im Gewebe sichtbar machen und gezielt die Wirkung von Medikamenten beobachten. Die Technik, beschrieben im Fachblatt Nature Medicine, könnte der Krebsbekämpfung und anderen Gebieten der Medizin wichtige Anstöße geben, meinen die Forscher.
Wir können herausfinden, was unter der Oberfläche eines Tumors vorgeht, ohne den Tumor selbst zu stören, erklärt Rakesh Jain, Leiter der Studie und Krebsforscher am
Massachusetts General Hospital (MGH). Sein Team hatte Labormäuse mit Krebsgeschwüren mit einem hochauflösenden Multiphoton-Laser-Scan-Mikroskop untersucht, das andere Bildgebungsverfahren durch seine Kombination von Tiefe und Auflösung übertrifft.
„Diese neue Technik gibt uns die Fähigkeit, tief ins Gewebe lebender Tiere zu blicken“, ergänzt Hauptautor und MGH-Kollege Edward Brown. Beim Blick auf einzelne Zellen rund um den Tumor konnten die Forscher nicht nur Blutgefäße tief im Krebsgewebe lokalisieren. Sie beobachteten auch, welche Zellen ein bestimmtes Gen aktivierten, das Blutgefäße zur Tumorversorgung wachsen lässt. Auch konnten die Forscher sehen, wie bestimmte, mit wenig Sauerstoff auskommende Zellen in die Tumormitte wanderten, wo sie vor Medikamenten im Blutstrom geschützt scheinen. Zudem beobachtete das Team, während Medikamente aus dem Blutstrom ins Gewebe vordrangen, dass sie einige Regionen eines Tumors möglicherweise nie erreichen.
Dörte Saße