Um das Risiko in dem Gebiet abschätzen zu können, das zu den aktivsten Erdbebengebieten nördlich der Alpen gehöre, müsse man die Beben der Vergangenheit kennen. Bisher reichte der Blick mit Hilfe von Stadtchroniken oder Kirchenbüchern nur bis ins 17. Jahrhundert zurück. „Wenn wir weiter in die Geschichte zurückgehen, wird es immer dunkler“, erklärte der Geophysiker.
1996 hätten belgische Wissenschaftler diese Untersuchung zum ersten Mal etwa 40 Kilometer nordöstlich von Aachen angewendet. Mit erstaunlichem Ergebnis: Bei Grabungen habe man Spuren von Beben aus den vergangenen 10.000 Jahren gefunden, die 30 Mal so stark wie das „Roermond-Beben“ am 13. April 1992 waren. Bei einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala wurden damals Menschen verletzt und Häuser zerstört. „Stärkere Beben in der Niederrheinischen Bucht sind selten, aber nicht unmöglich“, kommentierte Hinzen das Forschungs-Ergebnis.
Die Erkenntnisse aus bisher zehn angelegten „Suchgräben“ seien aber nur eine Stecknadel im Heuhaufen der Erdbeben-Geschichte. 400 Kilometer Verwerfungen seien bekannt. „Man braucht sicher noch mehr Informationen, um ein fundiertes Bild zusammensetzen zu können“, sagte Hinzen.