Der Umweltschutz macht auch vor den Friedhöfen nicht halt. Eine schwedische Ökologin sieht die Gräber auf Großstadtfriedhöfen als eine Bedrohung für die Wasserversorgung. Einäscherungen seien kaum umweltfreundlicher, weil Krematorien giftige Gase freisetzten, so die Expertin. Ihre Lösung: Eine Kompostierung von Leichen, die innerhalb weniger Wochen vonstatten geht. Experimente mit Tierkadavern haben bereits gute Resultate erbracht, berichtet das Magazin „Science“ in seiner Online-Ausgabe.
Susanne Wiigh-Masak, die in Göteborg Biologie studiert hat und jetzt als Umweltberaterin in Lyrö arbeitet, hat eine Methode zur Kompostierung entwickelt, bei der die Leiche zunächst eingefroren wird und dann in flüssigen Stickstoff getaucht wird. Dadurch wird der Leiche das Wasser entzogen, so dass der Körper zu Staub zerfallen kann. Die 20 bis 30 Kilogramm des feinen organischen Pulvers, die zurückbleiben, seien „völlig geruchlos und hygienisch“, sagt Wiigh-Masak. Anschließend könnten diese Überreste in einem biologisch abbaubaren Behälter bestattet werden.
Versuche mit Kadavern von Schweinen und Kühen hätten bereits gezeigt, dass das gut funktioniere. Außerdem, so die Ökologin, wäre die Erde, worin sich diese Leichenüberreste befänden, ein sehr guter Humus. Sie hätte Rosenbeete darauf angelegt, und die Rosen seien sehr gut gediehen.
Unterstützung erhielt Wiigh-Masak auch von Steen Ebbersteen, Ökologe an der Universität Uppsala. „Ökologisch gesehen“, sagte er, „ist es ausgesprochen wünschenswert, dass ein Zersetzungsprozess, der Jahrzehnte dauert, durch eine schnelle, saubere Kompostierung ersetzt wird.“
Das einzige wirkliche Problem an dem Verfahren sei, dass flüssiger Stickstoff teuer ist. Von politischer und kirchlicher Seite scheint es keine Einwände zu geben. Die Kirche von Schweden stellte sich dem nicht entgegen, und aus Regierungskreisen verlautete, dass bei öffentlicher Unterstützung die Gesetze entsprechend geändert werden könnten.
Joris Maling