Terroristen könnten aus sogenannten Mischoxid-Brennstäben für Kernreaktoren sehr einfach die Rohstoffe für eine Atombombe gewinnen. Davor warnt der US-Physiker und Nuklear-Experte Frank Barnaby in einem Bericht, den er nun der britischen Regierung vorgelegt hat. Die Gewinnung der Rohstoffe sei einfacher, als illegale Drogen herzustellen, berichtet das Wissenschaftsjournal New Scientist in seiner Online-Ausgabe.
Brennstäbe aus Mischoxid (MOX) bestehen aus einem Gemisch aus Uran und Plutonium und werden in Kernreaktoren eingesetzt. Über chemische Reaktionen mit Harzen könnten Terroristen daraus leicht die Rohstoffe gewinnen und eine Atombombe bauen, warnt Barnaby. Bauanleitungen seien in der Literatur und im Internet veröffentlicht. Eine primitive Bombe entstehe bereits mit 35 Kilogramm Plutoniumdioxid. Mit nur 13 Kilogramm des puren Metalls könne man eine Explosion hervorrufen, die der Sprengkraft von 100 Tonnen TNT entspreche, so der Forscher.
In England will die British Nuclear Fuels (BNFL) seit Jahren eine Fabrik für MOX-Brennstoffe in Betrieb nehmen, erhält aber keine Genehmigung. In Deutschland sollte eine 1,1 Milliarden teure Anlage von Siemens in Hanau MOX-Brennelemente produzieren. Dazu kam es aus politischen und wirtschaftlichen Gründen jedoch nie. Im Sommer will die Bundesregierung entscheiden, ob sie den Verkauf einer entsprechenden Anlage nach Russland zulässt.
Bettina Hellenkamp