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Irrtum: Verdächtigter Pilz unschuldig an irischer Hungersnot im 19. Jahrhundert

Erde|Umwelt

Irrtum: Verdächtigter Pilz unschuldig an irischer Hungersnot im 19. Jahrhundert
Die DNA-Analysen der Blätter von alten Kartoffelpflanzen brachten eine wissenschaftliche Überraschung: Der Stamm 1b der späten Trockenfäule (Phytophthora infestans) bei Kartoffeln ist nicht Auslöser des großen Sterbens in Irland zwischen 1845 und 1851. Der Tod vieler Kartoffelpflanzen hatte damals eine riesige Hungersnot ausgelöst und viele Iren veranlasst, nach Amerika auszuwandern. Über ihre Studie berichtet eine Forschergruppe aus North Carolina im Wissenschaftsmagazin Nature.

Zum ersten Mal sei mitochondriale DNA aus historischen Proben gewonnen und untersucht worden. Das Ergebnis: Nicht einmal eine Spur des bislang verantwortlich gemachten 1-b-Stammes der späten Trockenfäule fand sich in den alten Blättern. Die hatten im Königlich Botanischen Garten im englischen Kew gelagert und stammen exakt aus der Zeit, als in Irland die Kartoffelpflanzen massenhaft starben.

Bislang wurde das Phänomen diesem Pilz angelastet, der in Mexiko entstanden sein sollte. „Unsere Ergebnisse widerlegen den ersten Teil der Theorie und stellen die zweite Hälfte in Frage“, erklärt Jean Beagle Ristaino, Expertin für Pflanzenkrankheiten aus North Carolina. Die alten Blätter enthalten drei andere Arten von Trockenfäule. Ein bisher unbekannter Pilz, der kurz darauf verschwand oder mutierte, könnte also die Kartoffelpflanzen tödlich infiziert haben. Diese Verbreitungswege der Trockenfäule zu kennen, könnte Wissenschaftlern helfen, natürliche Resistenzen zu finden, betonte Jean Ristaino. Es sei noch viel Forschung nötig.

Noch heute ist Phytophthora infestans eine Gefahr für Kartoffelpflanzen und richtet jedes Jahr Schäden in Russland, Mexiko, Irland, Ecuador und Amerika an. Mitte des 19. Jahrhunderts waren allein in Irland an dem der Epidemie folgenden Hunger rund eine Million der insgesamt acht Millionen Einwohner gestorben.

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