Welchen Platz ein Kind in der Geschwisterreihe einnimmt, bestimmt die spätere Berufswahl. Einzelkinder und Erstgeborene ergreifen eher akademische Büroberufe, später geborene Kinder wählen gern Berufe, die künstlerische Fähigkeiten verlangen oder die häufig im Freien ausgeübt werden. Dies geht aus zwei Studien von Wissenschaftlern der Ohio State University hervor. Die Ergebnisse haben die Forscher im „Journal of Career Assessment“ veröffentlicht.
Der Grund liegt nach den Erkenntnissen der Forscher in den Erwartungshaltungen und Ängsten der Eltern. „Eltern von Einzelkindern sind oft extrem besorgt über die körperliche Unversehrtheit ihres Kindes. Das kann der Grund dafür sein, dass Einzelkinder später eher Interesse für akademische Berufe zeigen als für Tätigkeiten, bei denen viel draußen gearbeitet wird“, erklärt Frederick T.L. Leong, von der Staatsuniversität Ohio und einer der Hauptautoren der Studien.
Hinzu komme, dass Eltern für ihre einzigen Kinder gern eine prestigeträchtige Karriere erträumten, so dass Berufe wie Arzt oder Rechtsanwalt gerade für Einzelkinder besonders interessant erschienen. Dies gilt auch für Erstgeborene aus Familien mit mehreren Kindern, da diese zunächst als Einzelkinder wachsen, ehe die jüngeren Geschwister auf die Welt kommen.
Wenn Eltern mehrere Kinder haben, würden sie im Laufe der Zeit offener und entspannter und könnten den jüngeren Kindern auch risikoreichere Aktivitäten erlauben, meint Leong. „Wenn ein Erstgeborenes oder ein Einzelkind beispielsweise Dichter werden möchte, könnte das für die Eltern ein Schlag sein. Aber wenn das vierte Kind Dichter werden möchte, bekümmern sie sich nicht mehr allzu sehr darum.“
Joris Maling