Dazu erstellen die Wissenschaftler eine Datenbank, in der die alten Schriften ausgewertet werden – das Original wie die Abschriften oder all jene Werke, die sich auf die Ursprungsschrift beziehen. Beim Studium der Jahrhunderte alten Dokumente in Altgriechisch oder Latein stoßen sie jedoch immer wieder auf Schwierigkeiten. “In den Schriften wimmelt es von Irrtümern, Schreibfehlern und Verwechslungen”, sagt Philologe Johannes Gottfried Mayer.
Teilweise sei die Schuld bei den Kopisten zu suchen, die schlicht falsch abgeschrieben hätten. Solche Fehler seien meist schnell ausgeräumt. Schwieriger werde es, wenn eine Pflanze im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Namen erhalten habe. Fehlen dann auch noch Zeichnungen, anhand derer die Kräuter näher bestimmt werden können, stehen die Forscher vor einem Rätsel. Manchmal bleibt nur Achselzucken: “Manche Pflanzen sind einfach nicht zuzuordnen”, sagt Franz Czygan, Professor für pharmazeutische Biologie.
Die alten Schriften belegen, dass schon die Menschen im frühen Mittelalter wussten, wie einzelne Heilpflanzen wirken. So ist die Wirkung von Johanniskraut damals wie heute unumstritten. Dass es gegen Depressionen wirkt, ist inzwischen sogar klinisch bewiesen. Sicher ist auch: Leinsamen wirkt bei Verstopfung. Fenchel und Anis lindern Magen- oder Darmkrämpfe und tun auch gut bei Erkältung.
Das Wissen der Klöster ist in Deutschland ganz weltlich in der Staatsbibliotheken zusammengetragen: für die Forschungsgruppe sind die Originale einzusehen. Bei ihrer täglichen Arbeit begnügen sie sich aber mit Kopien und Mikrofilmen. In Österreich werden solche Schätze noch hinter Klostermauern aufbewahrt: Die Benediktinerabtei St. Peter bei Salzburg, das Kloster Admont in der Steiermark oder Kremsmünster in Oberösterreich haben sich den Würzburger Forschern als wahre Fundgruben präsentiert.