Mit einer einfachen Methode wollen deutsche Wissenschaftler die unterschiedlichen Funktionen der Gene von Säugetieren im großen Maßstab analysieren. Die Forscher des Göttinger Max-Planck-Institutes für biophysikalische Chemie wollen gezielt einzelne Gene abschalten. Eines Tages können so vielleicht auch krankhafte Gene beim Menschen unschädlich gemacht werden, teilte ein Sprecher am Freitag mit.
Die Methode ermögliche es, in relativ kurzer Zeit nahezu beliebig viele Gene zu blockieren, sagte der Biochemiker Jens Harboth. Das Verfahren, das mit Hilfe von Beobachtungen an der Fruchtfliege entwickelt wurde, sei jetzt erstmals mit Erfolg an Kulturen menschlicher Zellen getestet worden. Dabei sei es gelungen, einzelne Gene in menschlichen Zellen abzuschalten. Bisher seien oft jahrelange Arbeiten erforderlich gewesen, um nur ein einziges Gen zu blockieren. Die neue Methode der so genannten RNA-Interferenz sei “ein ideales Werkzeug der Genomanalyse”.
Dabei werden Boten-Moleküle (mRNA) zerstört, ohne die das zugehörige Gen seine Funktion nicht erfüllen kann. Auf diese Art könnten in der Zellkultur nach und nach alle etwa 30.000 Gene des Menschen stumm geschaltet werden, um nach den Konsequenzen für den Organismus zu suchen. Wenn das Verfahren optimiert ist, könnten womöglich auch im lebenden Organismus einzelne Gene ausgeschaltet werden, vielleicht auch Krebsgene. Die Methode hatten die Forscher auch im britischen Wissenschaftsjournal “Nature” (Bd. 411, S. 494) vorgestellt.
dpa