Generell begünstigt eine hohe Mutationsrate die Entstehung neuer biologischer Varianten, die sich besser anpassen und zum Beispiel der Immunabwehr entgehen können. „Das Virus mutiert bereits mit maximaler Rate“, sagt Andino. Eine weitere Steigerung könne daher keine Vorteile mehr bringen, sondern führe dazu, dass sich schädliche Mutationen anhäufen. Dadurch entstünden schließlich vermehrungsunfähige Viren.
Mutagene Wirkstoffe wie Ribavirin können nur gegen solche Viren eingesetzt werden, die bereits natürlicherweise eine hohe Mutationsrate aufweisen. Das sei, neben Polio- und Hepatitis-C-Viren, bei HIV und Influenzaviren der Fall, sagt Andino. Eine weitere Voraussetzung für die Anwendbarkeit dieser Art antiviraler Medikamente beim Menschen ist, dass sich die Mutationsauslösung auf die virale RNA beschränken lässt. Bei Schädigung der Zell-DNA bestünde ein hohes Risiko, eine Krebserkrankung auszulösen.