Britische Forscher sind bei einer Expedition mit dem Forschungsschiff „Charles Darwin“ auf einen eingefrorenen Lavasee gestoßen, der eine Fläche von der Größe Londons bedeckt. Das berichtet das Southampton Oceanography Center, dem die Expeditionsteilnehmer unter Leitung von Lindsay Parson angehören, in einer Pressemitteilung.
Die Forscher entdeckten den erstarrten See in 3.000 Meter Tiefe an der Grenze zwischen den langsam auseinanderdriftenden kontinentalen Platten Indiens und Afrikas. Sonar- und Videoaufnahmen zeigen, dass die Lava erst vor wenigen Jahren aus dem Erdinnern gequollen sein muss. „Bei einem Vulkanausbruch sind etwa zwei Kubikkilometer Lava auf einer Fläche von der Größe Londons verteilt worden“, berichtet Parson. „Bisher bekannte ähnliche Lavaseen sind nur ein paar hundert Meter groß.“
Videoaufnahmen zeigen, dass das Gestein eine glasartige Oberfläche hat und wie ein Haufen übereinandergestapelter Kissen aussieht. „Das kommt daher, dass die mehr als tausend Grad heiße Schmelze beim Kontakt mit dem Wasser abgeschreckt wurde und in wenigen Sekunden gefror“, erklärt Parson. Ähnliche „Kissenlaven“ kennt man auch aus Hawaii, wo sich Lavaströme oft ins Meer ergießen. Die Wärme, die bei der Unterwasser-Eruption im Indischen Ozean frei geworden sei, sei erstaunlich, erläutert Parsons Kollege Bramley Parson: „Das dürfte sich auf etwa elf Terawatt summiert haben, das entspricht grob der Leistung von zehntausend Kernkraftwerken.“ Zurzeit befinden sich die Forscher auf dem letzten Fahrtabschnitt der Expedition, etwa tausend Kilometer östlich von der Insel Mauritius.
Ute Kehse