Im Mittelpunkt des Vorhabens steht ein „künstlicher Raumfahrer“, der im Simulationszentrum der Uni-Klinik für Anästhesiologie programmiert wird. „Mit diesem ‚Kosmonauten‘ können wir experimentieren, wie man Patienten im Weltraum behandeln kann“, erklärte Mann. Der Simulator soll mit Daten der ehemaligen russischen Raumstation MIR und Daten der auf der ISS stationierten Raumfahrer gespeist werden. Die Erkenntnisse könnten auch für die 2006 geplante bemannte Mission zum Mars genutzt werden, sagte Mann.
Atkow beschrieb das Projekt als ein „Fundament für Menschen, die sich frei bewegen wollen“. Es könne auch Patienten helfen, die auf entlegenen Stellen auf der Erde erkrankten. Bisher gebe es weltweit keine vergleichbaren Projekte. „Wir wissen nicht, wie bestimmte Präparate bei Schwerelosigkeit auf den Menschen wirken“, sagte Atkow, Direktor des Forschungszentrums für Kardiologie in Moskau. Nach dem Ende der Forschungen sollen die Kosmonauten in der Lage sein, sich in Notfällen über Kontakt zur Bodenstation selbst zu helfen, auch der schnelle Rücktransport an Bord der Sojus-Kapsel soll möglich werden. Bisher seien Raumfahrer überwiegend an Herzrhythmus-Störungen erkrankt, sagte Mann.
Von dem Projekt sollen auch Astronauten im amerikanischen Teil der ISS profitieren. Auch die US-Raumfahrtbehörde NASA plant nach Angaben Manns ein Forschungsprogramm für Notfälle. Das deutsch-russische Team sei jetzt aber „einen Schritt vor der Papierform der NASA“. An dem Projekt ist neben mehreren russischen Einrichtungen und dem Uni-Klinikum Mainz auch die Uni-Klinik Erlangen beteiligt.