Die Wissenschaftler untersuchten 20 gesunde Versuchspersonen und 11 Patienten mit Amygdala-Verletzungen. Sie zeigten den Versuchspersonen in schneller Abfolge abwechselnd emotionsgeladene Reizwörter, wie etwa „Vergewaltigung“, und neutrale Wörter wie „Chrysantheme“ und „Kaleidoskop“. Es zeigte sich, dass die gesunden Versuchspersonen die aversiven, also negativ besetzten, Wörter besser wahrnehmen konnten als Wörter ohne emotionalen Inhalt. Im Gegensatz dazu zeigte eine Patientin mit einer beidseitig geschädigten Amygdala keine verbesserte Wahrnehmung für solch aversive Reize. Die erhöhte Wahrnehmung von aversiven Wörtern scheint aber spezifisch von der linken Amygdala abzuhängen, denn sie war auch bei Patienten mit einer Verletzung der rechten Amygdala beobachtbar. Dies gilt jedoch nur für den Zustand einer verminderten Aufmerksamkeit, wenn die Wörter in sehr schneller Reihenfolge erschienen. Sonst waren alle Patienten in der Lage, die Bedeutung der unterschiedlich emotional besetzten Wörter zu erkennen.
Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, wird als eine zentrale Verarbeitungsstation für Gefühle gesehen. Anscheinend ist sie die Hirnstruktur, die für die emotionale Einfärbung von Informationen zuständig ist. Beidseitige Zerstörung der Amygdala führt zum Verlust von Furcht und Aggressionen, sowie zu Gefühlsarmut einschließlich der Abnahme von Angst.