In der höheren Mathematik jedoch zeigten die in China aufgewachsenen Studenten mit Abstand die besten Leistungen. Nach Campbell hängt dies damit zusammen, dass sie in der Grundschule keine Taschenrechner benutzt hatten. Höhere Mathematik erfordert ein gutes Kurzzeitgedächtnis. Der Taschenrechner nimmt dem Kurzzeitgedächtnis die Arbeit ab und verhindert so, dass es trainiert wird.
In der amerikanischen Studie untersuchten Mark Ashcraft und Elizabeth Kirk Menschen, die angeben, Angst vor höherer Mathematik zu haben. Deren Arbeitsgedächtnis hat beim Lösen von Matheaufgaben geringere Kapazitäten. Sie machen dadurch mehr Fehler beim Rechnen und lösen die Aufgaben langsamer. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Angst negative Gedanken erzeugt. Nach Ashcraft und Kirk jedoch führt sie dazu, dass ablenkende Gedanken nicht unterdrückt werden. Sie können ungehindert eindringen und das Arbeitsgedächtnis stören.
Beide Forschergruppen betonen die Bedeutung gesellschaftlicher Aspekte für die Leistungen in Mathematik. Laut Ashcraft sind nicht Defizite in Mathematik das eigentliche Problem, sondern die Angstreaktionen der Schüler. Sie benötigten Unterstützung, um die Ängste zu überwinden. „Angst vor Mathematik ist erlernt, sie kann auch wieder verlernt werden“, so Ashcraft.