Inder, die einer höheren Kaste angehören, weisen eine stärkere genetische Verwandtschaft mit Europäern auf als Angehörige der niedrigeren Kasten. Das ist das Ergebnis einer Genanalyse, die ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Michael Bamshad von der Universität Utah durchgeführt hat. Ihre Studie veröffentlichen die Forscher im Fachmagazin Genome Research.
Die Forscher verglichen die Gensequenzen von 265 Indern mit denen von 750 Afrikanern, Asiaten und Europäern. Sie fanden einen Zusammenhang zwischen der Kastenzugehörigkeit und der genetischen Verwandtschaft zu Europäern und zu Asiaten. Während die höhergestellten Inder mehr genetische Gemeinsamkeit mit den Europäern aufweisen, ähneln die Gene der Angehörigen der niederen Kasten mehr den Asiaten. Außerdem konnten sie Unterschiede in den Geschlechtern ausmachen: Mütterlich vererbte Gene sind mehr asiatischen Ursprungs, die väterlichen ähneln mehr den europäischen Genen.
Das Ergebnis der Forscher deckt sich mit der Vermutung von Historikern, wonach Westeuropäer vor 5.000 Jahren nach Indien einwanderten und später das indische Kastensystem begründeten. Sich selbst ordneten sie in die höchste Klasse ein. Dass die indische und fast alle europäischen Sprachen miteinander verwandt sind, haben Sprachforscher bereits vor 200 Jahren erkannt.
Axel Tillemans
Teilen: