Eine großflächig angelegte Untersuchung der Y-Chromosomen von 163 ostasiatischen Völkern macht deutlich, dass die Ostasiaten ihren Ursprung in Afrika haben. Hinweise darauf, dass sich Homo Erectus und Homo Sapiens nach der Wanderbewegung noch miteinander fortpflanzten gibt es kaum. Dies ist das Ergebnis einer internationalen Studie, die in der Maiausgabe der Zeitschrift Science erscheint.
Wissenschaftler aus China, Indonesien, England und den USA untersuchten die DNA der Y-Chromosomen von 12.127 Männern aus 163 ostasiatischen Völkern. Sie wollten herausfinden, ob die Menschen ursprünglich aus Afrika kamen und ob sich Homo Erectus und Homo Sapiens noch miteinander fortpflanzten. Sie testeten dazu das Material auf drei Merkmale hin, die mit einer Mutation des Y-Chromosoms in Verbindung stehen, die vor circa 44.000 Jahren in Afrika stattgefunden hat. Dabei stellte sich heraus, dass alle 12.127 Männer mindestens eines der drei Merkmale besitzen. Somit scheint bewiesen, dass der moderne Mensch afrikanischen Ursprungs die frühere Bevölkerung in Ostasien vollständig ersetzte.
Bei aller Euphorie gibt Mark D. Shriver, Assistenzprofessor an der Penn State University zu bedenken, dass das Untersuchungsergebnis auch stimmig sein könnte, wenn sich Homo Erectus und Homo Sapiens miteinander vermischt haben. Da das Y-Chromosom immer nur vom Vater zum Sohn weitergegeben wird, müsste sich lediglich eine Homo Erectus Frau mit einem Homo Sapiens Mann fortgepflanzt haben. Das Erbgut der Frau träte im Y-Chromosom nicht in Erscheinung. Um die Abstammung aus Afrika restlos zu beweisen, müsse deshalb auch die mütterliche Abstammungslinie berücksichtigt werden, die sich in der Mitochondrien DNA widerspiegle, so die Wissenschaftler.
Birgit Kahler