Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil: Junge Männer setzen sich auch, wenn sie Alkohol getrunken oder Drogen genommen haben, ans Steuer. Ist ihre Freundin zugegen, lassen sie hingegen ab vom törichten Vorhaben. Eine Psychologie-Diplomandin der Universität Würzburg hat in einer Untersuchung an jungen Paaren herausgefunden, dass die Freundin den angetrunkenen oder unter Drogen stehenden jungen Mann selten von seinem Vorhaben abbringen kann.
Viele Nächte hat Nina Pöhlmann von der Universität Würzburg vor Würzburger Diskotheken zugebracht, wo sie junge Paare anhand von hypothetischen Situationen zunächst einzeln zu ihrem Umgang mit der Problematik „Alkohol- und Haschischkonsum und Auto fahren“ befragte. Dann berichtete sie dem Partner beziehungsweise der Partnerin von der Haltung des Anderen. Schließlich sollten beide gemeinsam eine Lösung diskutieren. Mit Hilfe eines Beobachtungsbogens dokumentierte Pöhlmann Verlauf und Ergebnis der Diskussion zwischen dem Freundespaar. Für eine weitere Analyse zeichnete sie das Gespräch auf Tonband auf.
Das Fazit von Pöhlmanns ist, dass ein positiver Einfluss der jungen Frauen auf die jungen Männer nicht festzustellen ist. Die Frauen setzen sich zwar seltener als ihre männlichen Freunde im berauschten Zustand ans Steuer, aber von Einflussnahme auf den Freund war wenig festzustellen. „Vielmehr bestärkten die jungen Frauen durch ihre ausgesprochen hohe Bereitschaft, mitzufahren, ihre Freunde eher in der Fahrerrolle“, so die Psychologin.
Nach Pöhlmanns Einschätzung zeigen diese Ergebnisse die Dringlichkeit von Präventionskampagnen, bei denen junge Frauen dazu aufgefordert werden, sich nicht einfach in die Rolle der Beifahrerin zu fügen, sondern ihre Freunde vom Fahren in angetrunkenem oder berauschten Zustand abzuhalten.
Für ihre Studie erhielt Pöhlmann den Förderpreis „Sicherheit im Straßenverkehr“.
Doris Marszk