Leichte Wellenkämme, runde Hügelchen oder meterhohe scharfe Spitzen: Welche Formen ein frisches, glattes Schneefeld mit der Zeit hervorbringt, hängt vor allem von Sonne und Schmutz ab. Die Zusammenhänge konnte eine US-Forscherin jetzt in einem im Fachblatt Physical Review E veröffentlichten Rechenmodell nachweisen.
Kaum sichtbare Formen verstärken sich schnell, wenn Sonne darauffällt: Der Schnee reflektiert das Licht, in Vertiefungen wird es hin- und hergeworfen, so dass eine leichte Delle schnell tiefer wird. Schmutziger Schnee hingegen dämpft die Reflektion und absorbiert durch die dunklere Farbe mehr Licht und Wärme. Ist die Schmutzschicht aber zu dick, wirkt sie wie eine Isolierschicht und hindert den Schnee am Schmelzen.
Das mathematische Modell gibt das Wechselspiel von Licht und Schmutz wieder, so seine Entwicklerin Meredith Betterton von der Harvard University. Sie zeigt, dass sich in sauberem Schnee charakteristische Formen wie Kräuselungen im Sand ergeben. Durch Sonnenlicht verstärkt, können sich mit der Zeit beeindruckende schroffe Spitzen entwickeln. Sie wirken wie eine Prozession weißgekleideter Mönche und können im Himalaya bis zu sechs Meter hoch werden.
Eine Schmutzschicht auf dem Schnee kann zu polygonförmigen Netzen aus Kammlinien und Vertiefungen führen, oder zu Schmutzkegeln aus Schnee, Eis und Schutt, die Höhen bis zu von 85 Metern erreichen. Betterton will ihr Rechenmodell nun im Labor mit künstlichem Lichteinfall überprüfen.
Dörte Saße