Meist seien die Aussagen prädiktiver Gentests mit einem hohen Maß an Unsicherheit verbunden. So haben zum Beispiel Frauen mit einer Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen ein erhöhtes Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Ob und wann die Erkrankung aber wirklich ausbricht, hängt von anderen genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen ab.
Die Alzheimer-Krankheit sei ein Beispiel dafür, dass ein Gentest mehr schaden als nützen kann. Wird ein bestimmtes Gen nachgewiesen, erhöht sich das Erkrankungsrisiko um das Zwei- bis Zehnfache. Da es keine Präventionsmaßnahmen gibt, nützt dieser Befund den Betroffenen nicht. Der Test kann vielmehr Angst auslösen und zu Stigmatisierung und Diskriminierung führen.
Ein britisch-amerikanisches Autorenteam hat untersucht, ob die Kenntnis eines erhöhten Risikos für eine Herz- oder Krebserkrankung zu einer Verhaltensänderung im Sinne einer Gesundheitsvorsorge führt. In vielen Fällen war das nicht der Fall. Es stellte sich zum Beispiel heraus, dass Personen mit genetischer Veranlagung für einen erhöhten Cholesterinspiegel fatalistisch auf den Befund reagierten, in der Überzeugung, doch nichts mehr ändern zu können. Im Allgemeinen würden die aus Gentests resultierenden Informationen über Gesundheitsrisiken nicht stärker zur Verhaltensänderung motivieren, als konventionell ermittelte Befunde.