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Wissenschaftler können am "Schlafstil" Depressionen erkennen, bevor sie ausbrechen

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Wissenschaftler können am "Schlafstil" Depressionen erkennen, bevor sie ausbrechen
Auf der Suche nach den Ursachen von Depressionen haben Wissenschaftler um Donna Giles, Psychologin am University of Rochester Medical Center, entdeckt, dass Menschen mit einem typischen Schlafmuster mit hoher Wahrscheinlichkeit depressiv werden. Dies bezieht sich im besonderen auf Personen, in deren Familien schon Depressionen vorkommen. In dieser Arbeit, die Teil einer seit 1985 laufenden Studie ist, suchen die Wissenschaftler nach einem Zusammenhang zwischen dem Schlafstil und Depressionen. Sie hoffen, so einen Stoff im Gehirn zu finden, der Auslöser für Depressionen sein könnte.

Giles und ihre Kollegen haben herausgefunden, dass die Geschwindigkeit, mit der Personen nach dem Einschlafen in den sogenannten rapid-eye-movement (REM-)Schlaf übergehen, anzeigen kann, ob jemand zu Depressionen neigt. Der REM-Schlaf ist die fünfte von fünf Schlaf-Stationen, die wir jede Nacht einige Male durchlaufen. Als normale REM-Schlaf-Phase wird der Zeitraum vom 90 Minuten zu Grunde gelegt.

In Familien mit mindestens einer an Depressionen erkrankten Person ist für Familienmitglieder, die in weniger als 60 Minuten nach dem Einschlafen in den REM-Schlaf fallen, die Wahrscheinlichkeit, auch depressiv zu werden, doppelt so hoch wie für Verwandte, die nach den üblichen 90-Minuten in die Phase des REM-Schlafs treten. “Dies ist das erste physiologische Kennzeichen, das den Ausbruch von Depressionen anzeigt, sogar bei jemandem, der niemals die Krankheit gehabt hat”, sagt Giles.

Zusammen mit David Kupfer von der University of Pittsburgh, Howard Roffwarg von der University of Mississippi und John Rush vom University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas hat Giles die Schlafmuster von 352 Leuten aus 70 Familien studiert. In einigen Familien hat mindestens eine Person Depressionen, in anderen Familien ist diese Krankheit nicht aufgetreten. Die Teilnehmer wurden zudem einmal pro Jahr nach ihrem Zustand befragt.

Es zeigten ungefähr 30 bis 40 Prozent der ambulant und 60 bis 70 Prozent der im Krankenhaus behandelten depressiven Patienten eine kurze REM-Latenz. Ungefähr 20 Prozente der Probanden, die nicht depressiv sind, zeigten jedoch auch dieses Schlafverhalten. Die Feststellung der kurzen REM-Latenz kann also nicht als Diagnosemittel genutzt werden, da sie nicht bei allen depressiven Patienten und zudem auch bei gesunden Menschen festgestellt werden kann. Dennoch könnte dieses Wissen helfen, besonders gefährdete Menschen aus Familien, in denen Depression vorkommen, vor Ausbruch der Krankheit auszumachen.

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In der letzten Phase der gegenwärtigen Studie überprüfen Giles und ihr Mitarbeiter Michael Perlis ihre Vermutung, ob Acetylcholin ? ein Neurotransmitter, der den REM-Schlaf triggert ? an der Entstehung von Depressionen beteiligt ist. Dazu wollen sie den Probanden eine kleine Dosis des Medikamentes Aricept geben. Dieses bei Alzheimer-Patienten eingesetzte Medikament föderte die Menge des Acetylcholins im Gehrin und soll hier die Gedächtnisleistung stärken.

So wollen die Forscher herausfinden, ob Aricept auch das Schlafmuster verändern kann. Sollte sich zeigen, dass die Patienten mit einer kurzen REM-Latenz eine hohe Acetylcholin-Empfindlichkeit zeigen, ist dies ein Hinweis, dass der Neurotransmitter in irgendeiner Weise eine grundsätzliche Rolle für die Anfälligkeit für Depressionen spielt.

Nicole Waschke
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