Aus Angst vor Entwicklungsstörungen bekommen Kinder, die ständig an Mittelohrentzündungen leiden, häufig ein Röhrchen in das Trommelfell eingesetzt, damit das Sekret aus dem Mittelohr abfließen kann. Eine neue Studie zeigt nun, dass diese Angst unbegründet ist. Kinder, die nicht operiert wurden, schnitten in verschiedenen Tests genau so gut ab wie die behandelten Kinder.
Weder das Sprechen und Hören noch die psychische Entwicklung der Kinder hatte sich durch das Einsetzen eines Paukenröhrchens verbessert, fanden die Forscher bei drei Jahre alten Kindern. Ihre Ergebnisse haben sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht (Bd. 344, S. 1179).
„Dies wird viele Ärzte wundern“, glaubt Jack L. Paradise vom Kinderkrankenhaus in Pittsburgh, der die Studie geleitet hat. Die Studie schließe allerdings nicht aus, dass nicht doch einige Kinder von den Paukenröhrchen profitieren. Wenn die Flüssigkeitsansammlung längere Zeit bestehe (mehr als 90 Tage in beiden oder 135 Tage in einem Ohr) oder der Hörverlust recht stark sei, wäre eine Operation schon sinnvoll. Für alle anderen Kinder heiße es abwarten, so die Forscher.
Marianne Diehl
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