Das früheste Mittel gegen Malaria, Chinin, haben US-Chemiker nun komplett synthetisch hergestellt – mehr als ein Jahrhundert nach den ersten Versuchen. Bisher musste es aus Chinarinde gewonnen werden. Der technologische Durchbruch könnte auch neue Möglichkeiten im Kampf gegen Malaria eröffnen.
Weil der Chinin-Extrakt sehr teuer war, versuchten sich Chemiker schon Mitte des 19. Jahrhunderts an einem künstlichen Ersatz. Die Schwierigkeit lag aber immer darin, dass die Moleküle des Chinins an verschiedenen Stellen entweder eine “rechtsdrehende” oder “linksdrehende” Anordnung von Atomen besitzen: identische, aber spiegelverkehrte Molekülstrukturen. Gilbert Stork und Kollegen von der
Columbia University profitierten nun von der Vorarbeit vieler Jahrzehnte und waren dank heutiger Technik erstmals in der Lage, den Aufbau des Kohlenstoff-Moleküls aus seinen Einzel-Atomen exakt zu steuern, wie sie im
Journal of the American Chemical Society berichten.
Chinin wirkt gegen Malaria, weil es das Wachstum des Erregers Plasmodium falciparum stört. Um 1940 hatte man andere, wirksamere Antimalaria-Medikamente wie Chloroquin entwickelt. Allerdings waren sie oft nach wenigen Jahrzehnten in manchen Gegenden wieder wirkungslos, weil der Erreger eine Resistenz entwickelt hatte. Auch gegen modernere Medikamente bestehen in manchen Regionen Asiens und Afrikas Resistenzen. Deshalb ist das synthetische Chinin vielversprechend: Kleine Veränderungen in der Molekülstruktur, die die Wirksamkeit nicht beeinträchtigen, könnten es den Erregern schwer machen, sich gegen Chinin zu schützen.
Dörte Saße