Bei ihren Forschungen hatten die beiden Biologen bereits vor zwanzig Jahren in der nordamerikanischen Chihuahuan-Wüste (Arizona) Känguru-Ratten aus ihrem natürlichen Ökosystem ausgesperrt. Känguru-Ratten haben ungewöhnlich große Schädel, so dass simple Zäune ausreichten, um sie von ihrem angestammten Ökosystem, wo sie sich von großwüchsigen Samen ernähren, fernzuhalten.
Für kleinere Nager stellte der Zaun kein Hindernis dar. 18 Jahre lang zeigte sich, dass der in dem System nunmehr vorhandene Ressourcen-Überschuss nicht durch andere Nager genutzt oder kompensiert werden konnte. Diese Situation änderte sich jedoch 1995 schlagartig, als es einer fremden Mausart mit gleichen Fressgewohnheiten wie die Känguru-Ratte gelang, in das Ökosystem einzuwandern. Dieser Nager nutzte die brachliegenden Ressourcen vollständig und kompensierte somit den durch den Ausfall der Känguru-Ratte entstandenen Überschuss.
Das Experiment von Ernest und Brown belegt die Bedeutung des Verlustes und auch der Einwanderung selbst einzelner Arten für die Dynamik ganzer Ökosysteme. Die Autoren erhoffen sich aus ihren Untersuchungen auf Aufschluss über mögliche Auswirkungen vom Menschen verursachter Veränderungen.