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Insektenforscher plädieren für sanften Kampf gegen Schädlinge

Erde|Umwelt

Insektenforscher plädieren für sanften Kampf gegen Schädlinge
Auf einem Kongress in Düsseldorf präsentieren Insektenforscher (Entomologen) bis Samstag die neuesten Methoden für den sanften, umweltfreundlichen Kampf gegen Schädlinge.

Gartenliebhaber brauchen dank Natur und Gentechnik kaum noch eine chemische Keule. Wenn Insekten ihre Tomatenzucht oder Zimmerpflanzen befallen, können sie sich auch von den natürlichen Feinden der Schädlinge helfen lassen. Schlupfwespen können hervorragend Raupen erledigen. Raubmilben machen Jagd auf Spinnmilben und Florfliegen fressen Blattläuse auf. Die biologische Art der Schädlingsbekämpfung ist zwar etwas teurer als die Chemie, gilt aber als gesundheitlich unbedenklich.

So können duftende Pflanzen jetzt – mit Hilfe der Gentechnik – für die Insektenabwehr in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Diese Pflanzen sondern spezielle Duftstoffe ab, wenn sie von Raupen befallen werden. Damit locken sie Parasiten an, die es auf die Schädlinge abgesehen haben. „Forschern ist es gelungen, Pflanzen so zu züchten, dass sie besonders stark duften, wenn sie befallen werden“, sagt Konrad Dettner, Tierökologie-Professor aus Bayreuth. Der duftenden Verlockung folgten so viele Parasiten, die die Raupen befallen, dass chemische Gifte komplett überflüssig würden.

Eiweißstoffe lassen sich ebenfalls gut gegen missliebige Insekten einsetzen. „Ich bekomme heute viele Dankesbriefe von Liebespaaren“, sagt Norbert Becker, der sich den Kampf gegen Stechmücken im Südwesten Deutschlands auf die Fahne geschrieben hat. Beckers Team ist es in den vergangenen Jahren gelungen, der beißenden Plage Herr zu werden, wofür er auf der Entomologen-Tagung mit einer Medaille ausgezeichnet wurde. Der Zoologe ist Vorsitzender der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage in Waldsee und Dozent an der Universität Heidelberg.

Völlig ohne Chemie-Einsatz sind romantische Sommerabende im Freien am Oberrhein heute wieder möglich. Beckers Methode: mit Hilfe von Bakterien gewinnt er Proteine, die über den Brutgebieten der Stechmücken versprüht werden. Die Larven fressen die Eiweißstoffe und gehen daran zu Grunde. „Anderen Insekten, etwa Libellen, macht das Protein hingegen nichts aus, da sie eine andere Körperchemie haben.“ Für Menschen sei es ohnehin harmlos.

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„Wer die Lebensweise von Insekten versteht, kann sie am effektivsten bekämpfen“, sagt der Düsseldorfer Parasitologe Prof. Heinz Mehlhorn. Auf der Basis langjähriger Grundlagenforschung hätten Wissenschaftler vor kurzem ein Nervengift für Insekten entwickelt, das für Wirbeltiere völlig unschädlich ist. Es blockiere bestimmte Rezeptoren, die ausschließlich in Nervenzellen von Insekten zu finden sind.

„Auch mit Antibiotika können wir Insekten töten. Wir zerstören spezielle Bakterien- oder Pilzkulturen in ihrem Verdauungstrakt, ohne die sie nicht leben können“, sagt Mehlhorn. Diese neuen Wege der Insektenvernichtung seien nicht nur umweltschonend, sondern vor allem viel gesünder als die chemische Keule, auf die im akuten Fall allerdings noch nicht immer verzichtet werden könne.

dpa
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