Doch die exzellente Technik lässt sich auch für andere Zwecke einsetzen. Bei den Starts von tonnenschweren Satelliten ins All macht den Russen und Ukrainern niemand etwas vor. Allerneuster Schrei im kosmischen Transportgewerbe ist das Projekt “Air Launch” (Luftstart). Mit Hilfe des Transportflugzeugs Antonow-124 “Ruslan” sollen Trägerraketen mit einer Satelliten-Nutzlast von bis zu 3,5 Tonnen zu den Sternen starten. In elf Kilometern Höhe werden die Trägerraketen ausgesetzt und gezündet.
Der Preis sei mit nur etwa 2.500 US-Dollar je Kilogramm Nutzlast deutlich geringer als bei Raketenstarts von Land oder See, wirbt der Generaldirektor von “Air Launch”, Alexander Karpow, für das Projekt. Dessen Finanzierung stand bis vor kurzem noch in den Sternen. Mitte März präsentierte Karpow in Moskau internationale Investitionen von 130 Millionen Dollar. Das Unternehmen will in Russland 100.000 Menschen Arbeit geben und die ersten drei Trägerraketen im Jahr 2003 aus der Luft starten.
Nach Schätzungen werden weltweit mehr als 1.000 Satelliten in den nächsten Jahren ins All geschossen. Das Geschäft mit den künstlichen Trabanten soll sich auf 40 Milliarden US-Dollar belaufen. Geschätzte 800 Millionen Dollar (1,7 Milliarden Mark) Umsatz hat die russische Raumfahrtindustrie bereits im Jahr 2000 gemacht.
Das staatliche Raumfahrtunternehmen “Energija” bietet seit 1999 Raketenstarts von schwimmenden Plattformen an. Gemeinsam mit ukrainischen, amerikanischen und norwegischen Partnern will “Energija” das Unternehmen “Sea Launch” (Meeresstart) ausweiten. Der Start in Äquatornähe sei erheblich billiger, wirbt das Konsortium. Zugleich müssen aber die Russen aus Geldmangel ihre eigene Flotte aus Spionage-, Wetter- und Kommunikationssatelliten immer stärker ausdünnen.
Spätestens seit dem gemeinsamen Bau der Internationalen Raumstation ist deutlich, dass Russland ohne das Geld aus dem Westen seinen Ruf als Weltraummacht verlieren würde. Der russische Anteil an der seit Ende 2000 bemannten ISS beträgt knapp ein Drittel. An den Milliardenkosten beteiligt sich Russland dagegen nur mit etwa sechs Prozent.
Für viele russische Kosmonauten und patriotische Raumfahrt-Liebhaber soll die internationale Zusammenarbeit im All nur vorübergehend sein. “Wenn es unserem Land irgendwann wieder besser geht, bauen wir uns hoffentlich wieder unsere eigene Mir”, zeigte sich der Chef der Raumfahrtbehörde, Koptew, zuversichtlich.