Dass Zucker wirklich Wunder wirken kann, beweist unter anderem ein Impfstoff gegen den Erreger Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Damit gelingt es, Europa und die USA heute weitgehend vor bakterieller Meningitis (Hirnhautentzündung) zu schützen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hofft, mit ihm einmal die weltweit rund 400.000 Todesfälle durch Hib zu verhindern.
„Kohlenhydrate sind entscheidend für viele Prozesse, die im Mittelpunkt schwerer Krankheiten stehen. Da wir jetzt einige ihrer Funktionen verstehen, ist es nicht überraschend, dass Kohlehydrate die großen Renner der Pharmaforschung sind“, kommentiert Christian Raetz, Leiter des biochemischen Institutes der angesehenen Duke Universität in Durham (US-Staat North Carolina). Raetz ist ein Vertreter des relativ jungen Forschungsfeldes, das als Glykobiologie bezeichnet wird.
Tierversuche zeigen unter anderem, dass Kohlenhydrate den Entzündungsprozess in Blutgefäßen abbauen. Andere Studien lassen hoffen, dass Kohlehydrate als Teil einer Chemotherapie helfen können, die Verbreitung von Krebszellen (Metastasen) im Körper zu reduzieren. Außerdem wollen Forscher am Sloan-Kettering Memorial Krebsforschungszentraum in New York Tumorzellen mit Hilfe von Kohlenhydraten für das Immunsystem besser „sichtbar“ machen und damit der Attacke der körpereigenen Abwehrkräfte ausliefern.
Darüber hinaus ist es Medizinern im Tierversuch gelungen, die gefährlichen Viren Hepatitis B und C über Kohlenhydrate in Schach zu halten, die auf der Hülle der Erreger angesiedelt sind. Mit experimentellen Medikamenten gelang es ihnen, die Vermehrung der Viren zu stoppen.