Auf ihrer Forschungsmission SCICEX hatte die USS Hawkbill vor zwei Jahren mittels Sonar-Technik den Boden des Arktischen Ozeans vermessen. Dabei waren zahlreiche Schürfspuren entdeckt worden, die vermutlich von sich bewegenden Eismassen herrühren. Einige davon befinden sich auf dem Lomonosov-Rücken direkt unter dem Nordpol ? 1.000 Kilometer von der nächsten Küste entfernt.
Diese Entdeckung scheint eine Theorie zu bestätigen, die bereits 1977 von T. Hughes und M. Grosswald vorgeschlagen wurde. Demnach soll sich während des letzten Eiszeitmaximums vor 20.000 Jahren ein riesiger Eisschild von Skandinavien über Europa und Asien bis hin zu Alaska erstreckt haben. Neuere Untersuchungen in Russland und Alaska deuten dagegen darauf hin, dass die Eisschilde der nördlichen Kontinente während der letzten Eiszeit sehr viel kleiner waren. Polyak und seine Kollegen glauben, dass erst eine Analyse der Bodensedimente die strittige Frage klären wird.
Robert Spielhagen vom Geomar-Forschungszentrum in Kiel weist auf die Bedeutung derartiger Fragen für die moderne Klimaforschung hin. Damit so ein riesiges Eisgebiet mit genügend Nachschub versorgt werden konnte, müssen riesige Schneemengen zu den nördlichen Eisschilden hin transportiert worden sein. Die dazu notwendige Feuchtigkeit muss hauptsächlich vom Nordatlantik her nach Europa und Asien gekommen sein. Der war während der letzten Eiszeit aber möglicherweise zu kalt, um so viel Wasser verdunsten zu können. „Wir haben gute Gründe, die Ereignisse in der Arktis zu rekonstruieren: Die Klimatologen müssen lernen, warum, wann und wie sich dort große Eisschilde gebildet haben“, sagt Spielhagen.