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Natürliche Abwehr gegen Alzheimer schlägt fehl

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Natürliche Abwehr gegen Alzheimer schlägt fehl
Wissenschaftler haben den Einfluss des Neurotransmitters Galanin auf Alzheimererkrankungen untersucht. Das Neurohormon, das dem Schutz der Nervenzellen, beispielsweise nach Hirnverletzungen dient, könnte eine Schlüsselrolle beim Verlauf der Erkrankung spielen.

Bei Versuchen mit gentechnisch veränderten Mäusen hat Robert Steiner, Neuroendokrinologe an der University of Washington Medical School, Hinweise darauf erhalten, dass das Gehirn sich mit einer vermehrten Produktion von Galanin gegen die Zerstörung durch Alzheimer wehrt. Im Verlauf der Krankheit hat die vermehrte Produktion des Neurohormons dann jedoch eine umgekehrte Wirkung und trägt seinerseits zum Verlust von wichtigen Hirnfunktionen bei. In der jüngsten Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Science stellt er zusammen mit seiner Co-Autorin Jaqueline Crawley die Untersuchungsergebnisse vor.

Steiners Versuche, die eigentlich den Einfluss des Neurotransmitters auf die Fortpflanzung der Mäuse untersuchen sollten, führten eher zufällig zur Alzheimererkrankung. Steiner stellte fest, dass eine erhöhte Produktion von Galanin zu einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung der Mäuse führte. In Experimenten, die er gemeinsam mit seiner Kollegin Crawley durchführte, zeigten die getesteten Mäuse einen verminderten Geruchs- und Orientierungssinn.

Mäuse, die sich Gerüche sonst sehr gut einprägen, konnten bei einer verstärkten Produktion von Galanin nicht mehr Zimt und Kakao unterscheiden. Auch waren die Mäuse nicht mehr in der Lage, mit Hilfe von bestimmten Wahrzeichen Fluchtwege wiederzufinden. Geruch und Orientierung gehen von verschiedenen Hirnabschnitten aus und Steiner führt das auf einen ausgedehnten Gedächtnisverlust zurück. Hier ergibt sich für die Forscher eine deutliche Parallele zu Alzheimerpatienten, die ebenfalls unter einem drastischen Gedächtnisverlust leiden und deshalb die Fähigkeit verlieren, sich zu orientieren oder zu erinnern.

Die Wissenschaftler sehen in ihren Forschungsergebnissen keinen Beweis dafür, dass Galanin eine mögliche Ursache der Alzheimererkrankung ist. Das komplexe Erscheinungsbild der Krankheit lässt für sie aber den Schluss zu, dass der Neurotransmitter den Verlauf von Alzheimer beeinflusst und seine ursprüngliche Schutzfunktion sich während des Fortschreitens der Krankheit ins Gegenteil verkehrt. Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, haben weniger Hirnzellen und Neurotransmitter als gesunde Menschen. Autopsien haben jedoch gezeigt, dass dieser Mangel nicht auf das Neurohormon Galanin zutrifft. In manchen Bereichen des Hirns von Alzheimerpatienten wurde davon doppelt so viel nachgewiesen wie bei Menschen, die anderen Todesursachen erlegen waren.

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Ein Neurotransmitter ist ein Stoff, der in Nervenzellen gespeichert und bei Erregung freigesetzt wird. Dadurch aktiviert er Rezeptoren in nachgeschalteten Nervenzellen und vermittelt dort eine bestimmte Wirkung, z.B. eine Hemmung oder Aktivierung, die von der Art des Neurotransmitters und der Rezeptoren abhängig ist.

Marion Herzog
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