In erster Linie soll dieses Zungen-Display als Orientierungshilfe für Blinde dienen. Die Forscher nutzen dabei die hohe Dichte an Nervenzellen auf dem Geschmacksorgan. Für eine Linkskurve senden die linken Goldelektroden schwache Stromstöße aus. Der Befehl sich geradeaus zu bewegen, wird durch ein von hinten nach vorne wanderndes Prickeln auf der Zunge angezeigt. In ersten Versuchen konnte die an der Entwicklung beteiligte Cheryl Schiltz mit verbundenen Augen eine Computermaus gezielt über die Zungenreize lenken. „Nur durch das Gefühl auf der Zunge bekam mein Gehirn die Information, wohin die Maus bewegt werden muss“, beschreibt sie ihre Erfahrungen.
Nach Meinung der Forscher benötigt man etwa 50 Stunden Training, um mit diesem Richtungssensor vertraut zu werden. Das erst etwas unangenehme Prickeln der Elektroden, das etwa dem Reiz einer 9-Volt-Batterie entspricht, werde danach fast unbewusst vom Gehirn verarbeitet. Neben Blinden könnten in Zukunft auch Marine-Taucher ein solches System nutzen. In schlammigen und trüben Gewässern liefern dann Sonar-Sensoren einen Eindruck der Umgebung und geben diese über das „Zungen-Display“ an die sonst orientierungslosen Taucher weiter.