Während der vergangenen drei Milliarden Jahre hat die Erde wahrscheinlich nur zwei Prozent ihrer ursprünglichen Sauerstoff-Menge dauerhaft verloren. Damit korrigieren Forscher um Kanako Seki von der Universität Tokyo bisherige Abschätzungen, nach denen bis zu 18 Prozent des Sauerstoffs ins All entwichen sein sollen, etwa um den Faktor zehn nach unten.
Die Forscher, die ihre Untersuchung im Fachblatt
Science vorstellen, verglichen die Menge der Sauerstoff-Ionen, die an den Polen aus der Ionosphäre der Erde entweicht, mit der Menge, die aus der höher gelegenen Magnetosphäre endgültig ins All verschwindet.
Die Berechnungen der japanischen Wissenschaftler ergaben, dass auf den vier möglichen Fluchtwegen in den interplanetaren Raum nur etwa ein Zehntel des Sauerstoffs endgültig entweicht. Der Rest muss auf noch unbekannte Weise durch elektrische Ströme in der Magnetosphäre wieder zur Atmosphäre transportiert werden. Die Nachbarplaneten Venus und Mars, die kein schützendes Magnetfeld besitzen, verlieren dagegen zehn Mal soviel Sauerstoff wie die Erde. „Obwohl das Magnetfeld die Sauerstoff-Ionen zunächst aus der Atmosphäre reißt, hilft es der Erde offenbar, ihre Gashülle zu behalten“, schreiben die Forscher um Seki.
Ute Kehse