Bislang waren Wissenschaftler von einem Ansteckungsrisiko von 1 zu 1000 ausgegangen. Eine Studie, welche in Raki, Uganda, mit 174 Paaren durchgeführt wurde, lässt außerdem Schlüsse auf besondere Risiken hinsichtlich Geschlecht und Alter der infizierten Personen zu. Die Ergebnisse wurden von Dr. Ronald H. Gray von der amerikanischen Johns Hopkins University bei der Achten Retrovirus Konferenz in Chicago vorgestellt.
Die untersuchten Personen lebten in monogamen Paaren mit jeweils einem infizierten Partner. Zu ihrem Schutz sollten sie Kondome benutzen, was sie aber nicht immer taten. Bei im Durchschnitt zehnmaligem Geschlechtsverkehr pro Monat steckten sich 38 der 174 Versuchspersonen mit dem Aidsvirus an. Weitere Analysen ergaben, dass das Risiko einer Ansteckung bis um das Dreißigfache größer sein kann, wenn die Anzahl der Erreger in der übertragenden Person entsprechend größer ist. Das bestärkt die Hoffnungen der Wissenschaftler, der Ausbreitung des Aidsvirus durch den breiten Einsatz von Aidsmedikamenten entgegenwirken zu können. Außerdem wird das Virus von infizierten Teenagern drei Mal häufiger übertragen als von Personen über 40 Jahre. Die Forscher stellten auch fest, dass das Ansteckungsrisiko bei den verschiedenen Subtypen gleich ist und dass keiner der beschnittenen Männer der Versuchsgruppe infiziert wurde.
Das Risiko einer Übertragung des Virus von Frauen auf Männer betrug 1 zu 454 und umgekehrt von Männern auf Frauen 1 zu 769. „Auch wenn die Bedingungen für Aidskranke und die Verbreitung des Virus in Afrika anders sind, lässt diese Studie eine generelle Einschätzung des Infektionsrisikos zu“, meint Dr. Helene Gayle, Leiterin der Aidsprävention an den Centers for Disease Control and Prevention.
Marion Herzog