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Klimaerwärmung setzt Motten zu

Erde|Umwelt

Klimaerwärmung setzt Motten zu
Die Wintermotte (Operophtera brumata) nagt am Hungertuch. Ihre Lieblingsspeise, das Eichenblatt, ist neuerdings zur falschen Zeit „gar“. Marcel Visser vom Niederländischen Ökologischen Institut und seine Kollegen machen dafür die derzeitigen Klimaerwärmung ( global change) verantwortlich. Ihre Studie veröffentlichten sie im Fachjournal Proceedings of the Royal Society.

Für die Wintermotte (Operophtera brumata) ist das richtige Timing überlebenswichtig. Schlüpft sie zu zeitig, findet sie noch keine Nahrung (Eichenblätter), schlüpft sie zu spät, sind die Blätter zu zäh und schon nicht mehr zu verdauen. Dieser fein abgestimmte Rhythmus scheint jedoch immer stärker gestört zu werden, wie eine neue Studie herausfand.

Während der letzten 25 Jahre, so die Wissenschaftler, wurden die Frühlingsphasen immer wärmer, die Zahl der kalten Tage im Winter hat sich dagegen jedoch nicht verändert. Da Wintermotte und Eiche zwar beide die Temperatur – jedoch unterschiedlich – als Timer für ihre Lebenszyklen benutzen, laufen beide langsam aus ihrer ursprünglichen Synchronität heraus. Wenn die Motten schlüpfen, sind die Eichen noch kahl. Im schlimmsten Fall tauchen die ersten Motten mehr als drei Wochen vor den ersten Eichenblättern auf. Für die Raupen ist dies eine katastrophale Situation, da sie ohne ihre Nahrung höchstens zwei bis drei Tage überleben können.

Das Schicksal der Motten beeinflusst aber auch andere Teile des Ökosystems. So bedeutet ein Rückgang der Mottenpopulationen zugleich auch ein reduziertes Nahrungsangebot für Insekten fressende Vögel, wie z.B. Meisen, was wiederum das Angebot für Sperber und Wiesel einschränkt.

Auswirkungen dieser Art auf sensible ökologische Zusammenhänge werden immer häufiger. Visser ist überzeugt, dass sich bei genauer Untersuchung noch mehr Beweise für solche Zusammenhänge finden lassen. Nach Ansicht von Humphrey Crick, Wissenschaftler am British Trust for Ornithology, ist man gerade erst dabei, die Auswirkungen des Klimawechsels auf einzelne Arten zu erkennen. Dies läßt vermuten, dass – wenn die Evolution zu langsam für solche Veränderungen ist – sich Nahrungsnetze auch entkoppeln können.

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Klimaveränderungen, wie sie uns nach Meinung verschiedener Wissenschaftler bevorstehen, hat es in der Erdgeschichte schon oft gegeben, meint Lesley Hughes von der Macquarie University. Möglicherweise, so der Wissenschaftler, jedoch nicht in einem so rasanten Tempo. Eine evolutive Anpassung wird für die meisten Organismen in derart kurzer Zeit gar nicht möglich sein.(Proceedings of the Royal Society, B. 268, S. 289-294)

Olaf Elicki

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