In den vergangenen Jahren hat es weltweit zahlreiche Versuche gegeben, Raubtiere wie beispielsweise Wölfe oder Grislibären wieder in Gebieten anzusiedeln, in denen sie einmal heimisch waren. Alle diese Versuche wurden wissenschaftlich ausgewertet. Erstaunlich: Kein einziger Forscher hat bisher danach gefragt, was aus den Beutetieren wird, die sich an ein Leben ohne Räuber gewöhnt hatten.
Im Auftrag der Wildlife Conservation Society haben Berger und seine Kollegen jetzt erstmals die Reaktion von Elchpopulationen auf die Wiederansiedelung von Wölfen und Bären in Skandinavien und im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark untersucht. Sie verglichen ihre Resultate mit dem Verhalten von Elchen aus Alaska, die immer mit Raubtieren zusammenleben mussten.
Um ihre Resultate zu untermauern, griffen die Forscher zu ungewöhnlichen Methoden: In Elchkostümen verkleidet näherten sie sich den Tieren an und spielten ihnen Aufnahmen mit Wolfsgeheul vor oder konfrontierten sie mit Wolfsgeruch. Die Elche aus Alaska reagierten auf diese Anzeichen sechs Mal so häufig mit Abwehrverhalten wie ihre unbedarften Artgenossen aus Skandinavien und dem Yellowstone-Park.
Doch die arglosen Elche lernten schnell. „Elche aus Wyoming, die einen ihrer Nachkommen an einen Räuber verloren haben, waren innerhalb einer Generation genauso fit wie ihre Vettern aus Alaska. Die Befürchtung einer drohenden Ausrottung ist also unbegründet“, erklärt Berger.
Axel Tillemans