Die Indizien dafür, dass es auf der Marsoberfläche einmal Flüsse und Meere gegeben hat, sind erdrückend. Neben einem Netzwerk von ausgetrockneten Kanälen weisen Bodensedimente auf das ehemalige Vorhandensein von flüssigem Wasser hin. Heute ist die Atmosphäre des Mars so dünn, dass flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche sofort verdunsten würde.
Den ersten Hinweis darauf, durch welchen Prozess die Atmosphäre ausgedünnt wurde, lieferte 1989 die sowjetische Raumsonde Phobos 2. Die Sonde hatte hinter dem Mars die Bestandteile des Sonnenwindes analysiert und darin geladene Teilchen entdeckt, die aus der Marsatmosphäre stammten. Offensichtlich reißt der Sonnenwind beim Vorbeiströmen am Mars Teile seiner Atmosphäre mit. “Wenn wir die Messungen von Phobos 4 Milliarden Jahre zurückrechnen, dann kann dieser Prozess durchaus die Ursache dafür sein, dass der Mars den größten Teil seiner Atmosphäre verloren hat”, sagt Dave Mitchell von der Universität von Kalifornien in Berkeley.
Den Sonnenwind stößt die Sonne aus ihrer Atmosphäre in den Weltraum ab. Er besteht aus Ionen, also elektrisch geladenen Atomen. Weil die Erde ein Magnetfeld hat, können diese geladenen Teilchen unserer Atmosphäre nichts anhaben. Sie werden vom Erdmagnetfeld abgelenkt und können nur an den Polen in die Atmosphäre eindringen, wo sie sich als Polarlicht bemerkbar machen.
Die Forscher wissen nicht, warum der Mars sein Magnetfeld verlor. Aber sie wissen, dass er vor 4 Milliarden Jahren kein geschlossenes Magnetfeld mehr hatte. Es gibt auf dem Mars zwei große Meteorkrater, die beide etwa 4 Milliarden Jahre alt sind. Das Gestein in diesen Kratern ist im Gegensatz zu anderen Marsgesteinen nicht magnetisiert. “Wenn der Dynamo damals noch in Betrieb gewesen wäre, hätte sich die durch den Einschlag geschmolzene Kruste nach dem Abkühlen wieder magnetisiert. Der Dynamo muss vorher seinen Betrieb eingestellt haben”, erklärt Mitchell. Mit “Dynamo” meint er den Planetenkern, in dem Ströme das Magnetfeld eines Planeten erzeugen.
Axel Tillemans