Ziel des ICBF ist es, die Denkstrukturen und Strategien hochbegabter Kinder zu erforschen und aus den Erkenntnissen Diagnose- und Fördermöglichkeiten zu entwickeln. Als fruchtbar könnte sich hierbei die Zusammenarbeit mit dem niederländischen „Centrum voor Begaafdheidonderzoek“ (Zentrum für Begabtenforschung) an der Universität Nijmegen erweisen, das schon seit 1988 existiert und von Franz-Josef Mönks gegründet wurde. Die Niederländer bringen vor allem Erfahrungen aus der Praxis mit. Das so genannte „Nijmeger Modell“ bietet Familien mit besonders hochbegabten Kindern entsprechende Diagnosemöglichkeiten an.
Hochbegabung ist nicht gleich Hochleistung. „Nur ein Teil der besonders begabten Kinder fällt tatsächlich durch sehr gute Leistungen auf“, macht Christian Fischer, einer der Iniatiatoren der neuen Einrichtung und deren kommissarischer Geschäftsführer klar. „Selbst wenn ein hohes Fähigkeitspotenzial vorhanden ist, heißt das noch lange nicht, dass es sich auch erfolgreich entwickeln wird.“ Wird die Hochbegabung von Kindern jedoch nicht rechtzeitig erkannt, fühlen sie sich unterfordert, schalten ab und bekommen dadurch Lücken. Schulprobleme ab der Mittelstufe sind so – trotz Hochbegabung – vorprogrammiert.
Zu den Angeboten, mit denen das ICBF die jungen Genies fördern will, gehört zum Beispiel die „Uni für Kinder“, die im Wintersemester erstmals im Rahmen eines Seminars an der Universität Münster „eröffnet“ wird. Hier arbeiten mathematisch und naturwissenschaftlich besonders begabte Grundschüler in Kleingruppen mit Studenten zusammen. Dabei können auch angehende Pädagogen schon im Studium Erfahrungen mit begabten Kindern sammeln. Das ICBF kümmert sich aber auch um die gezielte Zusatzausbildung von Lehrern und Lehrerinnen. Schon im März beginnt in Münster der erste Durchgang einer 18-monatigen Zusatzausbildung zum Thema „Hochbegabung“. Die bereits zahlreich vorliegenden Anmeldungen lassen darauf schließen, dass das Interesse an solchen Lehrgängen sehr groß ist.
Doris Marszk