Patricia Gray ist Pianistin und künstlerische Direktorin der amerikanischen National Music Arts. Sie hat bei ihren Studien herausgefunden, dass Buckelwale in ihren Liedern ähnliche Rhythmen verwenden wie Menschen: Wie in der westlichen Symphoniemusik mischen die Wale Perkussion und reine Töne im gleichen Verhältnis. Um lange Lieder mit wiederholten Refrains zu komponieren, benutzen Wale wie Menschen Abwandlungen von Grundthemen.
Vögel beherrschen sogar alle Rhythmen, die grundlegend für die menschliche Musik sind. Besonders deutlich wird dies beim australischen Kakadu: Während des Balzrituals schlägt er wie ein Trommler mit einem extra angefertigten Trommelstock Rhythmen auf einem hohlen Baumstamm.
In ihrer Argumentation beziehen sich die Forscher auch auf Mozart: Der Komponist war ein großer Bewunderer von Vogelliedern und schrieb sogar ein Musikstück inspiriert vom Gesang eines Stars. Mozart und der Star haben demnach über die eigene Spezies hinaus ihre Musik geteilt, sagt Gray. „Da Stare ein unglaubliches Stimmtalent besitzen, kann ich mir gut vorstellen, wie Mozart etwas vorpfeift, der Star die Melodie aufgreift, sie zurückpfeift und sie schließlich mit einer Reihe von Variationen vermischt.“
Neben der Fähigkeit zu singen und Rhythmen einzuhalten, können sowohl Vögel, wie auch Wale und Menschen musikalische Muster lernen und sich später an diese erinnern. So werden bestimmte Muster entweder von Generation zu Generation weitergegeben, oder aber Individuen einer Generation lernen direkt voneinander.
Hierfür führen die Wissenschaftler das Beispiel der Buckelwale aus dem Indischen Ozean an, die an die pazifische Küste Australiens gezogen waren. Innerhalb von drei Jahren hatten die ansässigen Wale ihre traditionellen Lieder zugunsten der Lieder der Neuankömmlinge aufgegeben.
„Wenn also Musikmachen tatsächlich so alt ist, wie wir glauben, würde das auch erklären, warum wir in der Musik soviel Bedeutung und Emotion finden“, erklärt Patricia Gray.
ddp, Birgit Stöcklhuber