Beispiel einer Inschrift: “Vier Eselslasten Getreide des Ahuni, Sohn des Kidin-Sin, zu Lasten des Ulibe, Sohn des Leschir-kena. Dieses Getreide ist ein Darlehen. Er wird zwei Erntearbeiter, sowie das Getreide und das Mehl davon auf den Derschplätzen geben. Er wird seine Tafel zerbrechen. Monat Ajjaru, 7. Tag, Eponymat des Ili-iddina.”
Die Texte geben Auskunft über den Besitzer Ahuni und seine Geschäfte. Von dem Wehrdorf “Dunnu scha Uzibi” (Giricano Tepe) aus verwaltete er seine riesigen Ländereien. Die zahlreichen Getreidedarlehen der Keilschrifturkunden belegen, dass Ahuni sehr wohlhabend war. Mussten doch zunächst von der Ernte Steuern bezahlt, die Familie ernährt und Saatgut für das nächste Jahr einbehalten werden. Erst wenn nach all’ diesen Abzügen noch Überschüsse blieben, konnten Handelsunternehmungen finanziert und Sklaven gekauft werden. An diesen sparte Ahuni keineswegs.
Ungelöst ist bislang noch die Frage, warum das Archiv des Ahuni sowohl Kopien als auch noch uneingelöste Urkunden enthält. Die gültigen Urkunden sprechen dafür, dass das Archiv noch aktiv war, also die Urkunden nur zwischengelagert waren. Andreas Schachner hält es deshalb für möglich, dass Ahuni nicht mehr alle Schuldscheine geltend machen konnte, weil “Früheisenzeitler” den Hügel stürmten. Kämpfe rund um den Giricano Tepe sind archäologisch für diese Zeit belegt.
Stimmt die Hypothese, kann erstmals der Übergang von der späten Bronzezeit zur frühen Eisenzeit in Südostanatolien eindeutig auf das Jahr 1069 vor Christus datiert werden.
Birgit Stöcklhuber