Gegen heftige Proteste der einheimischen Bevölkerung, darunter auch Druidengruppen, hatten die Wissenschaftler vor drei Jahren entschieden, die Hölzer auszugraben. Inzwischen sind ihre Untersuchungen abgeschlossen und die Hölzer könnten wieder eingegraben werden, um sie so zu erhalten
Die Anlage von Seahenge besteht aus einem zentralen Baumstumpf, der von einer Reihe kleinerer Pfosten umgeben ist. Vor 4000 Jahren mögen diese kleineren Pfosten eine Art Umfassungsmauer abgegeben haben. Da es aus der frühen Bronzezeit keinerlei Aufzeichnungen gibt, können Archäologen über die Funktion der Fundstätte nur spekulieren. Ein Interpretationsansatz geht davon aus, dass hier Totenrituale abgehalten wurden. Wissenschaftler vermuten, dass die Menschen dieser Epoche ihre Toten unter freiem Himmel verfallen ließen. In den Augen einiger Archäologen könnte Seahenge so etwas wie das Tor zur Welt der Toten gewesen sein.
Mit Hilfe der Dendrochronologie (Baumring-Datierung), der Radiocarbon-Datierung und statistischer Auswertungen stellten Wissenschaftler des English Heritage fest, dass die Hölzer von Bäumen stammen, die im späten Frühjahr oder Sommer der Jahre 2050 und 2049 vor Christus gefällt wurden. Der Archäologe Brian Ayers vom Norfolk County wundert sich darüber, dass die Fällungen im Winter stattgefunden hatten. „Es ist offensichtlich, dass diese Leute die Bäume absichtlich in einer schwierigen Zeit des Jahres gefällt haben.“ Auch der zentrale Baum gibt den Wissenschaftlern eine Menge neuer bislang ungelöster Fragen auf. Er wurde mit der Spitze nach unten in den Boden gerammt. Hatte dies eine religiöse Bedeutung?
Seit der Ausgrabung verwahrt man die Hölzer im Bronzezeit Forschungszentrum in Flag Fen, nahe Peterborough. Ursprünglich war geplant, die Überreste nach Abschluss der Untersuchungen in ein eigens dafür gebautes Museum zu überführen. Aus Kostengründen musste dieser Plan jedoch fallen gelassen werden.
Um die Hölzer zu erhalten, prüfen die Forscher mehrere Möglichkeiten. Entweder die Hölzer werden imprägniert und in einem geeigneten Gebäude aufbewahrt. Doch das ist teuer. Die andere Möglichkeit: Man begräbt die Hölzer einfach wieder in geeignetem Boden und nützt die natürliche Umgebung zur Konservierung.
Doch ist bislang unklar, ob auch die feinen Gerätspuren, die am unteren Ende der Pfosten deutlich zu sehen sind, dabei erhalten blieben. Es sind bis zu drei verschiedene Bronzewerkzeuge nachzuweisen, sagt David Miles, Chefarchäologe der English Heritage. Spezialisten fürchten, dass künstliche Konservierungsmaßnahmen wie Wachs- oder Kältetrocknen diese Details verschwinden lassen könnten. In der früheren Umgebung waren die Pfostenenden von feinem Schlick umgeben.
Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Hölzer wird Ende Januar getroffen. (BBC News)
Birgit Stöcklhuber