Auch der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte vor einer Fehlentwicklung und betonte: „Selbst die größten Optimisten der Stammzellenforschung gehen nicht davon aus, dass wir vor einem Zeitraum von 20 bis 30 Jahren am Patienten anwendbare Ergebnisse haben werden.“
Der Direktor am Institut für Biochemie der Technischen Universität Darmstadt, Hans Gassen, forderte, das therapeutische Klonen auch in Deutschland zum Kampf gegen bislang unheilbare Krankheiten zuzulassen. Andernfalls müssten Patienten und Wissenschaftler auf ausländische Entwicklungen zurückgreifen und dafür teuer bezahlen, sagte der Wissenschaftler am Samstag im Hessischen Rundfunk.
Auch Müntefering sagte, es müsse untersucht werden, wie aus körpereigenen Zellen des Patienten das Material für Ersatzorgane entwickelt werden könne. Er sprach sich am Sonntag im Deutschlandfunk aber entschieden gegen das Klonen von Embryos zur Erzeugung menschlicher Organe aus. Das britische Unterhaus hatte am 19. Dezember das Klonen von bis zu 14 Tage alten Embryos für therapeutische Zwecke erlaubt.
Der Professor für Innere Medizin an der Bonner Universität, Linus Geisler, und die Politikwissenschaftlerin an der Universität Hamburg, Ingrid Schneider, lehnten das therapeutische Klonen ab. Nach Ansicht beider Wissenschaftler, die auch Mitglieder der Enquetekommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ des Bundestages sind, gibt es genügend alternative Methoden zur Krankheitsbehandlung.
Montgomery sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir halten das therapeutische Klonen für eine Fehlentwicklung, die allein aus Interessen einer sehr wirtschaftsorientierten Politik heraus gemacht wird.“ Menschen würden gebraucht, getötet und weggeworfen, sagte der Chef des Klinikärzteverbandes.
Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, bekräftigte am Samstag die „Unverfügbarkeit des menschlichen Lebens“. Beim Neujahrsempfang im Rottenburger Bischofshaus sagte Fürst, die wachsende Verfügungsmacht des Menschen über Natur, Tiere und auch Menschen führe zur Selbstvergötzung, wenn die „Dimension des Heiligen und die Ehrfurcht“ verloren gehen.
dpa